Solarkraft weltweit auf Erfolgskurs?
30. Mai 2017Die Stromerzeugung mit Photovoltaik legt weltweit kräftig zu. Nach Angaben des Global Market Outlook, dem Ausblick für die Photovoltaik, der jetzt vom Dachverband der europäischen Solarwirtschaft (SolarPower Europe) herausgegeben wurde, auch noch schneller als erwartet.
Demnach wurden im vergangenen Jahr Solaranlagen mit einer Kapazität von insgesamt 77 Gigawatt (GW) neu auf gestellt. Im Jahr zuvor (2015) lag der globale Zubau noch bei 50 GW und ein Jahrzehnt zuvor bei nur einem GW. Ein Gigawatt Leistung entspricht die Erzeugungskapazität von einem neuen Atomkraftwerk oder zwei Kohlekraftwerken.
Die Autoren des Reports gehen davon aus, dass die Installationen von Solaranlagen weiter zunehmen werden. Sie rechnen in diesem Jahr (2017) mit einem weltweiten Zubau von rund 81 GW und in fünf Jahren mit rund 118 GW (mittlere Prognosen). Läuft die Entwicklung allerdings sehr gut, so könnte der Zubau von Photovoltiak in 2021 auch noch viel höher sein und schon bei 162 GW liegen.
Ende 2016 wurde mit der Solarkraft weltweit rund zwei Prozent des Stromes erzeugt. Nach Prognosen des Berichts würde sich bis Ende 2019 die weltweite Solarstromerzeugung wahrscheinlich verdoppelt haben. Und läuft die Entwicklung sehr gut, so gäbe es Ende 2021 schon etwa drei Mal mehr Solarstrom weltweit.
China als Vorbild?
Vorangetrieben wird der Boom seit einigen Jahren vor allem von China. 2016 wurden in China Solaranlagen mit einer Kapazität von 35 GW neu aufgebaut, das sind rund 45 Prozent der weltweiten Installationen. Auf den Plätzen dahinter lagen im vergangenen Jahr die USA (15 GW), Japan (9 GW) und Indien (5 GW).
Deutschland, ehemals Vorreiter der Solarenergie, hat seine Führungsrolle schon seit vier Jahren abgegeben und stellte 2016 Solaranlagen nur noch mit einer Kapazität von 1,5 GW auf. Damit liegt Deutschland noch hinter Großbritannien (2 GW) abgeschlagen auf dem Weltrangplatz sechs.
Auch in den anderen europäischen Ländern ging die Menge des jährlichen Zubaus im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurück. Während in der EU 2012 mehr als die Hälfte aller Solaranlagen weltweit aufgestellt wurden (18 GW), so kamen 2016 nur noch knapp sieben GW hinzu.
"Die Chinesische Regierung hat die Entwicklung der Solarenergie konsequent und kontinuierlich für große und kleine Anlagen vorangetrieben und die Solarkraft zu einem strategischen Industriesektor ausgebaut", sagt James Watson, Geschäftsführer von SolarPower Europe. "China hat so in diese Technologien richtig investiert, wissend, dass dies die zukünftigen Eckpfeiler der Stromversorgung sind. Auch in Europa und den USA gab es vor zehn Jahren diese Möglichkeit sich so zu entscheiden", so Watson im Gespräch mit der DW.
Solarkraft schlägt Kohle, Atom und Gas
Solarstrom war mal sehr teuer und kostete 2010 noch zwischen 25 und 35 Cent pro Kilowattstunde (kWh). In Ländern mit vielen Stunden Sonnenschein wie Chile und Saudi Arabien werden derzeit große Solarkraftwerke gebaut, die den Strom schon für zwei bis drei Cent pro Kilowattstunde erzeugen.
Auch im nicht sonnenreichen Deutschland ist Solarstrom inzwischen sehr günstig. "Wir haben jetzt unser Angebot für eine große Solaranlage abgegeben und sehen den Preis in Deutschland bei sechs Cent pro Kilowattstunde", sagt Vorstandschef Udo Möhrstedt von IBC-Solar, die Solarkaftwerke in Deutschland und anderen Ländern bauen. "In Indien liegen die Kosten für die Stromerzeugung bei unseren Projekten jetzt bei 4,6 Eurocent."
Strom aus großen Solarkraftwerken kostet laut Bericht im Vergleich zu neuen Kraftwerken mit Kohle und Atom im Schnitt nur noch halb so viel und hat inzwischen auch gegenüber Gaskraftwerken die Nase vorn. "Heutzutage sind große Solarprojekte schon generell günstiger als neue Gas-, Kohle-, und Atomkraftwerke und Solarstrom vom Hausdach normalerweise günstiger als aus dem Strom aus dem öffentlichen Netz", so Watson.
Die Vorteile der Solarkraft sieht inzwischen auch die konventionelle Energiewirtschaft und steigt verstärkt in diesen neuen Markt ein. Die RWE-Tochter Innogy übernahm deshalb zum Beispiel Anfang 2017 Belectric Solar & Battery GmbH, die große Solaranlagen weltweit baut. "Wir wollen die Energiewende weiter entwickeln und neue Perspektiven erschließen", sagt Vorstandschef Peter Terium als Begründung für den Kauf. "In der Golf-Region geht es heute bereits um Photovoltaikprojekte mit 1000 Megawatt Gesamtkapazität. Projekte dieser Größenordnung sind für Innogy interessant."
Was sind die Trends?
Bisher erfolgte der Solarausbau vor allem in Europa, Asien und den USA. Der Ausbau wird nach Einschätzung der Experten vom Global Market Outlook weitergehen. Sie gehen davon aus, dass sich die solare Stromerzeugung in China und den USA in den nächsten fünf Jahren verdoppeln bis vervierfachen wird und in Europa um rund 50 Prozent steigt.
Zunehmend investieren jetzt auch viele neue Länder in die günstig gewordene Technologie. Indien, dass bisher 10 Gigawatt Solarstrom installiert hat, treibt den Solarausbau besonders stark voran und will somit den Bau von neuen Kohlekraftwerken überflüssig machen. Nach Einschätzung der Experten wird sich die Erzeugungskapazität bis 2021 auf etwa 76 GW steigern und bei einer sehr guten Entwicklung sogar auf 88 GW.
Auch in vielen anderen Ländern wird sich nach den Prognosen des Berichts der Solarmarkt sehr dynamisch entwickeln. Länder wie Brasilien, Mexiko, Algerien, Ägypten, Saudi Arabien, Irland, Schweden, Türkei und Pakistan, die bisher noch wenig Photovoltaik installiert haben (unter einem Gigawatt), steigen nun in den Markt ein und investieren.
Neben dem Preisvorteil erhält die Solarkraft durch das Pariser Klimaabkommen noch zusätzlichen Rückenwind. "Es sind gigantische Anstrengungen erforderlich, damit das Pariser Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad erreicht werden kann", betont Watson und zeigt sich zuversichtlich, dass die Solarkraft Potential und Antworten hat. "Bei der Pariser Klimakonferenz hat sich ein sehr großes Bewusstsein von unseren Regierungen auf der ganzen Welt gezeigt. Es ist das Bewusstsein, dass die solare Entwicklung reichhaltige Vorteile bringt."