Corona-Streit und der Schlumpf der Koalition
5. März 2021Deutschland, nach der jüngsten Bund-Länder-Konferenz zu den Lockerungen in der Corona-Krise: Obwohl es reichlich Kritik gab und die Stimmung im Land absolut schon einmal besser war, saß der Bundesfinanzminister, Vizekanzler und SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz im TV-Studio und hatte sichtlich gute Laune. Am Tag zuvor war er in der Runde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch heftig vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) angegangen worden. Scholz sei nicht der "König von Deutschland" und solle "nicht so schlumpfig herumgrinsen".
Das saß? Von wegen. Der Geschmähte hatte, wie gesagt, sichtlich gute Laune. "Das mit den Schlümpfen gefällt mir super. Die sind klein, listig und gewinnen immer", sagte der nicht gerade groß gewachsene SPD-Kanzlerkandidat in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz". Der Schlumpf: eine Art Role-Model für einen möglichen künftigen Regierungschef. Was war genau geschehen?
"Klein, listig und gewinnen immer"
Söder soll am Mittwoch in der Bund-Länder-Konferenz bei einem Disput über die Finanzierung eines Härtefallfonds für Firmen nach Angaben von Teilnehmern jenes Zitat mit dem Schlumpf benutzt haben. Nach den Beratungen musste der CSU-Chef erklären, er sei mit Scholz nicht ein Herz und eine Seele, "aber jetzt ist alles wieder gut".
Soweit der humorige Teil der Corona-Krisenbewältigung in Deutschland. Neben vielen offenen Frage rund um die angekündigten Schnelltests, die von der Regierung bezahlt werden sollen, wurde doch eine gewisse Ratlosigkeit ausgemacht. Eine Mehrheit der Bundesbürger - 59 Prozent - hält einer Umfrage zufolge die neu beschlossenen Maßnahmen für verwirrend. Gut ein Drittel (36 Prozent) findet sie dagegen alles in allem verständlich, wie aus einer Forsa-Blitzumfrage im Auftrag der Sender RTL und n-tv hervorgeht. Uneinigkeit herrscht demnach in der Bevölkerung, ob das Tempo der Lockerungen richtig sei. Jeweils grob ein Drittel halten sie für zu schnell, zu langsam oder genau richtig.
Umsicht!
Trotz der angespannten Infektionslage in Deutschland hatten Bund und Länder einen Stufenplan für Öffnungen - flankiert von mehr Impfungen und Tests- beschlossen, um die Einschränkungen durch den Lockdown zu mildern. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigte im Bundestag die mit den Regierungschefs der 16 Bundesländer vereinbarten Lockerungsmöglichkeiten. Notwendig sei nun "Umsicht beim Öffnen hin zu mehr Normalität", sagte der CDU-Politiker.
Umsicht dürfte auch vonnöten sein bei den Plänen der Kultusminister. Denn: Alle Schüler in Deutschland sollen nach den Worten der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, noch im März wieder in die Schule gehen können. "In der Kultusministerkonferenz sind wir uns einig: Wir wollen, dass noch im März alle Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen - auch wenn es im Regelfall erst mal Wechselunterricht sein wird, sagte die SPD-Politikerin und Bildungsministerin Brandenburgs dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zunächst hatte man sich bei den Klassenöffnungen auf Grundschulen und Abschlussklassen konzentriert. Nun kommen die ganzen anderen Schlümpfe, pardon, Schüler hinzu.
ml/gri (dpa, rtr, afp, ZDF)