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Torgau: Große Nationalausstellung zum Reformationsjubiläum

Elisabeth Jahn13. Mai 2015

Am 15. Mai beginnt in der Renaissancestadt die erste von vier Sonderschauen zum Reformationsjubiläum 2017. Unter dem Titel "Luther und die Fürsten" zeigt sie die Wechselwirkung zwischen Religion und Politik.

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Deutschland Schloß Hartenfels an der Elbe
Schloss Hartenfels in Torgau an der ElbeBild: picture-alliance/dpa

1517 veröffentlichte der Mönch Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche - und kritisierte damit jenes System, bei dem sich Christen von ihren Sünden freikaufen sollten, um nicht im ewigen Fegefeuer zu enden. Tatsächlich lenkten einige Päpste damit beträchtliche Geldsummen aus ganz Europa nach Rom und finanzierten unter anderem den Bau des Petersdoms. Luthers kritische Thesen verbreiteten sich damals über Flugblätter und gelten heute als Beginn der Reformation.

Fast 500 Jahre später ist nun eines der Originalflugblätter in der Ausstellung "Luther und die Fürsten" im sächsischen Torgau zu sehen. Die erste von vier Sonderschauen widmet sich den politischen Verhältnissen im 16. Jahrhundert. Die heftige Gegenreaktion der katholischen Seite wird ebenso thematisiert wie die tiefgreifenden Auswirkungen des Protestantismus auf die Gesellschaft, etwa auf die Sprache und die Verwaltung Deutschlands. "Wir sind froh, dass wir mit dieser Ausstellung einen Beitrag leisten können zum weiteren Verständnis des enormen historischen Ereignisses der Reformation", sagt Hartwig Fischer, Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die für das Konzept verantwortlich sind.

Deutschland Sonderausstellung Luther und die Fürsten
Zeitgenosse und Unterstützer der Reformation: Kurfürst Moritz von Sachsen mit Ehefrau AgnesBild: picture-alliance/dpa/P. Endig

Schloss Hartenfels als authentischer Ort

In den Räumen von Schloss Hartenfels zeigt die Sonderschau neben dem Flugblatt kostbare Gemälde, Prunkwaffen, Luthers Siegelring sowie eine goldene Mitra mit Edelsteinen, die exemplarisch ist für den von Luther kritisierten Luxus der päpstlichen Kirche. Insgesamt haben mehr als 200 Kunstwerke aus der Zeit der Reformation und Gegenreformation ihren Weg von Deutschland, Europa und den USA an den authentischen Ort des Geschehens gefunden.

Siegelring mit Initialen Martin Luthers und Lutherrose
Siegelring mit Initialen Martin Luthers und LutherroseBild: SKD/Jürgen Karpinski

Denn Torgau, der kleine Ort an der Elbe, war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das politische Zentrum Sachsens und der Reformation. In seinem Renaissanceschloss regierten Kurfürsten wie Friedrich der Weise. "Ohne den sächsischen Kurfürsten hätte Luther seine Kirchenpolitik nicht machen können", sagt Ausstellungskurator Dirk Syndrom. Nur weil Martin Luther in Torgau auf die politische Infrastruktur gestoßen sei und ihn die Kurfürsten vor der päpstlichen Kirche in Rom schützten, konnten sich seine Ideen durchsetzen, so der Tenor der Ausstellung.

Die Stadt als begehbares Museum

Neben den historischen Exponaten ist das Renaissanceschloss selbst wohl der beeindruckendste Teil der Sonderausstellung, die noch bis zum Oktober zu sehen ist. Seit einigen Jahren wird das Schloss umfassend für mehrere Millionen Euro restauriert, bis zum Reformationsjubiläum 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Schlosskapelle, die Luther 1544 auf Wunsch des Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen persönlich als ersten protestantischen Kirchenneubau weihte, ist bereits fertig saniert. Für die Ausstellung sind dort Auszüge aus Luthers Einweihungspredigt zu hören, die bis in die einstigen fürstlichen Gemächer direkt neben der Kapelle schallen, die ebenfalls zugänglich sind.

Schlosskapelle in Torgau, Innenansicht
Schlosskapelle in TorgauBild: Torgau-Informations-Center

Neben Schloss Hartenfels mit seinen kostbaren Exponaten aus aller Welt runde die gesamte Stadt das Ausstellungserlebnis ab, sagt Torgaus Oberbürgermeisterin Andrea Staude: "In Torgaus historischer Altstadt finden sich eindrucksvolle und authentische Spuren des reformatorischen Wirkens." So können Besucher beispielsweise die Katharina-Luther-Stube besichtigen. In dem Renaissancehaus starb 1552 Luthers Ehefrau an den Folgen eines Unfalls auf der Flucht vor der Pest.

Nach dieser ersten Schau in Torgau sind im Jubiläumsjahr 2017 drei weitere nationale Sonderausstellungen zum Wirken Luthers in Berlin, Wittenberg und Eisenach geplant.