Tote in Kühllaster: Lebenslang für Schlepper
20. Juni 2019Die Opfer, Migranten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan waren im August 2015 in dem Kühllaster während der Schleuserfahrt durch Ungarn in Richtung Österreich in dem luftdicht abgeschlossenen Lastwagen erstickt, weil sich die Schlepper weigerten, anzuhalten und die Tür des Laderaums zu öffnen.
Urteil ist rechtskräftig
Der Richter im ungarischen Szeged befand jetzt in letzter Instanz den Kopf der Schleuserbande, einen Afghanen, und seine drei bulgarischen Komplizen, des Totschlags für schuldig. Für drei Verurteilte schloss das Gericht eine Haftentlassung aus, der vierte muss mindestens 30 Jahre absitzen. Die Urteile der Vorinstanz sind damit noch einmal verschärft worden. Der Vorsitzende Richter begründete die Verschärfung mit der besonderen Schwere der Tat. Das Urteil ist rechtskräftig, eine weitere Berufung damit ausgeschlossen.
In erster Instanz waren die Schleuser im Juni 2018 wegen Mordes zu jeweils 25 Jahren Zuchthaus ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft war gegen den ersten Richterspruch in Berufung gegangen. Das Urteil blieb damals unter dem Antrag der Anklage, die lebenslange Haft für alle vier Angeklagten gefordert hatte. Auch die Verteidigung hatte Rechtsmittel eingelegt und eine mildere Strafe verlangt.
Hilfeschreie ignoriert
Das aus Ungarn kommende Fahrzeug war auf einem Autobahn-Parkplatz in Österreich entdeckt worden. Die Flüchtlinge waren in dem Lkw erstickt. Der Fahrer hatte nach Erkenntnissen der Justiz zwar die Hilfeschreie und das Klopfen der Menschen bemerkt. Er hatte aber auf Anweisung seines Chefs nicht angehalten, um die Tür zu öffnen und Luft in den Laderaum zu lassen. Später stellte er den Kühllaster auf dem Parkplatz ab und floh. In dem Fahrzeug wurden später die zum Teil bereits verwesten Leichen von 59 Männern, acht Frauen und vier Kindern entdeckt.
Es war der schwerste Vorfall dieser Art auf der sogenannten Balkan-Route, auf der hunderttausende Migranten aus dem Nahen Osten, aus Afrika und Asien vor Krieg und Armut nach Nord- und Westeuropa geflohen sind. Der Fall löste international große Erschütterung aus.
qu/stu (rtr, dpa)