Trotz Corona: Was bringt das Kulturjahr 2021?
2. Januar 2021Der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven soll im Juni 2021 mit Open-Air-Konzerten vor Publikum in Bonn nachgefeiert werden. Gleich zwei deutsche Bands wollen die Gelegenheit nutzen, um dabei auch ihr eigenes Jubiläum mit den Fans zu zelebrieren. Die Fantastischen Vier feiern mit einem Konzert am 11. Juni 2021 ihr 30-jähriges Bestehen. Die Band Kraftwerk blickt auf ihre 50-jährige Bandgeschichte zurück und feiert dieses Jubiläum am 12. Juni 2021 mit nur einem einzigen Konzert in Deutschland. Am Tag darauf soll dann mit Robbie Williams ein internationaler Superstar das Open-Air-Feeling auf der Bonner Hofgartenwiese perfekt machen.
Das Beethovenjahr wurde in Deutschland bis September 2021 verlängert. Viele für 2020 geplanten Projekte mussten coronabedingt ausfallen oder verschoben werden. So wird zum Beispiel auch eine mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu Ende komponierte Version der 10. Sinfonie erst 2021 zu hören sein.
Die Berlinale wird zweigeteilt
Die Organisatoren der Internationalen Filmfestspiele Berlin mussten angesichts der Corona-Pandemie umdisponieren, die Berlinale 2021 wird nicht wie geplant im Februar stattfinden. Stattdessen soll es im März einen digitalen Branchentreff geben - mit Online-Filmvorführungen ausschließlich für die Filmindustrie - sowie den European Film Market (EFM). Im Juni ist dann aber ein Sommer-Festival mit Filmvorführungen vor Publikum im Kino und Open Air geplant. Das Programm soll im Februar veröffentlicht werden.
2020 blieben die Filmfestspiele vom Coronavirus noch weitestgehend unberührt. Die 70. Berlinale endete am 1. März 2020, nur einen Tag später, am 2. März, wurde der erste offizielle Fall von COVID-19 in Berlin entdeckt. Damit war die Berlinale das letzte große Film- und Kulturfestival in Europa, das nicht von Corona betroffen war. Eine Woche später erklärte die Weltgesundheitsorganisation COVID-19 zu einer globalen Pandemie.
Wo bleibt der neue James Bond?
Im April soll es soweit sein: Der neue James-Bond-Film "No Time to Die" (dt. "Keine Zeit zu sterben") kommt endlich in die Kinos. Doch ob es bei dem Termin bleibt, sei dahingestellt, immerhin wurde der Kinostart bereits vier Mal verschoben. Zunächst war die Premiere nach einem Wechsel des Regisseurs von Oktober 2019 auf Februar 2020 verlegt worden. Weil das Drehbuch nachgebessert werden musste, war der Termin um weitere zwei Monate nach hinten verlegt worden. Dann kam Corona dazwischen. Nach dem Ausbruch der Pandemie verlegten die Produzenten den Start zunächst auf den 12. November 2020. Doch auch bei diesem Termin sollte es nicht bleiben. Nun soll der 25. Bond-Films am 2. April 2021 in den Kinos anlaufen.
Das Hollywood-Studio Warner Bros. hat sich wegen der Corona-Krise derweil etwas anderes einfallen lassen. Neue Filme sollen zum Kinostart zeitgleich auch als Streaming angeboten werden. "Niemand wünscht sich Filme auf der großen Leinwand mehr zurück als wir", so Warner Bros.-Chefin Ann Sarnoff. "Wir wissen, dass neue Inhalte das Herzblut für Kinos sind, aber wir müssen das mit der Tatsache ausbalancieren, dass die meisten Kinos in den USA das Jahr 2021 über wahrscheinlich nur mit begrenzen Kapazitäten betrieben werden."
Buchmessen, aber wie?
Deutschlands Buchmessen, die traditionell mehr sind als reine Branchentreffen, hoffen auf ein Comeback in der Kulturlandschaft des neuen Jahres. Die Leipziger Buchmesse als zweitgrößte ihrer Art findet jedoch nicht wie gewöhnlich im März statt. Vielmehr wurde der Bücherfrühling - pandemiebedingt - auf Ende Mai (27.-30.05.) verschoben. Dann soll auch der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2021 an den britischen Essayisten, Schriftsteller und Fotografen Johny Pitts übergeben werden - für sein Buch "Afropäisch. Eine Reise durch das schwarze Europa". Die Messeausgabe 2020 konnte wegen Corona nicht stattfinden. Buchmessen-Direktor Oliver Zille beschwört das Prinzip Hoffnung: Im Folgejahr 2022 will man wieder zum traditionellen Messekalender zurückkehren.
Wie sehr jedoch die Pandemie die Strukturen des Kulturbetriebs in Frage stellt, lässt sich an der Frankfurter Buchmesse ablesen. Ihre Zukunft als wichtigstes Branchenereignis der Welt steht in den Sternen, sowohl als Handelsplatz als auch als Lesefest. Noch im Corona-Herbst 2020 gab es die Messe lediglich als digitales Event. Und was danach kommt? Buchmessen-Geschäftsführer Juergen Boos übte sich zuletzt in Zweckoptimismus: "In Zukunft wird ein Mix aus Präsenzveranstaltungen und digitalen Angeboten das neue Normal sein". Fest steht bisher lediglich der Termin: 20. bis 24. Oktober 2021. Das Gastland Kanada darf sich 2021 erneut präsentieren.
Ärger bei den Royals
Ein Missbrauchsskandal, abtrünniger Nachwuchs und Corona-Infektionen im Familienkreis - die britischen Royals haben ein schweres Jahr hinter sich. Und auch für 2021 sieht es nicht viel rosiger aus: Prince Andrew, zweitältester Sohn der Queen, soll in den Missbrauchskandal um den verstorbenen US-Investmentbanker Jeffrey Epstein verwickelt sein. Unangenehm könnte es für den 60-jährigen Andrew und seine königliche Familie werden, wenn ab Juli der Prozess gegen Epsteins Verbündete Ghislaine Maxwell beginnt. Wird sie gegen Andrew aussagen? Sorgenkind der Queen ist auch Enkel Harry (36).
Er und seine Frau Meghan (39) haben sich vom Königshaus gelöst und für jede Menge Aufregung gesorgt. Aber das Paar will finanziell unabhängig sein und zog sich von seinen royalen Pflichten zurück. Inzwischen leben Harry und Meghan mit Sohn Archie in Kalifornien - und bei den Royals hängt der Familienfrieden schief. Für ordentlich Wirbel sorgt ohnehin der 95. Geburtstag von Queen Elizabeth am 21. April. Nur wenige Wochen später, am 10. Juni, steht der 100. Geburtstag ihres Gemahls Prince Philip ins Haus. Doch über diesen Ereignissen hängen dunkel die Wolken der Corona-Pandemie.
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Mit dem deutsch-jüdischen Festjahr 2021 wirft ein besonderes Ereignis seine Schatten voraus: Dann leben Jüdinnen und Juden seit 1700 Jahren in den Ländern und Regionen Mitteleuropas - nachweislich: Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in Köln datiert vom 11. Dezember des Jahres 321.
An dem Tag erließ der römische Kaiser Konstantin ein Edikt, das erlaubte, dass Juden öffentliche Ämter bekleiden dürfen. Die Urkunde belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger Bestandteil der europäischen Kultur sind. Aus diesem Anlass begehen Länder, Kommunen und religiöse Gemeinden in Deutschland das Festival "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Mit den Konzerten, Ausstellungen und Diskussionen will man die Vielfalt heutigen jüdischen Lebens feiern, das geprägt ist von Humor und Lebensfreude. Doch auch die wechselvolle, schmerzhafte Geschichte des Zusammenlebens soll im Festjahr nicht ausgeblendet werden.
Europas Kulturhauptstädte
Um die kulturelle Vielfalt Europas geht es seit 30 Jahren bei der Auszeichnung von Europas Kulturhauptstädten. Für 2021 hatten das Europäische Parlament und der Europäische Rat die Stadt Timișoara in Rumänien, Elefsina in Griechenland und Novi Sad, die zweitgrößte Stadt Serbiens, ausgewählt. Doch wegen der Corona-Pandemie wird das Kulturjahr für Novi Sad auf 2022 und für Timișoara und Elefsina auf 2023 verschoben.
Karneval in der Pandemie?
Alaaf und Helau gibt es auch 2021, allerdings macht die Pandemie vor Deutschlands Karnevalshochburgen nicht Halt. Viele Höhepunkte der kommenden Session wie der Rosenmontagszug können nicht wie geplant stattfinden. In Köln und Düsseldorf sollen dafür die designierten Dreigestirne aus Prinz, Bauer und Jungfrau ihr närrisches Volk zwei Sessionen lang regieren - also 2021 und 2022. In Düsseldorf heißt das Karnevalsmotto: "Wir feiern das Leben".
In Köln will das Festkomitee den Rosenmontagszug 2021 als Miniaturausgabe im Handpuppen-Format aufstellen lassen. Der kleine Zoch des Hänneschen-Theaters soll aber alles haben, was die Jecken am Original so schätzen: von den Blauen Funken an der Spitze über Tanzgruppen und Kapellen bis zum großen Finale mit dem Kölner Dreigestirn. Sogar die Persiflage-Wagen sollen als Nachbau zu sehen sein.