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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Kampfpanzer-Training in Deutschland zu Ende

13. März 2023

Ukrainische Soldaten werden noch im März mit Leopard-Panzern in ihre Heimat zurückkehren. Die Situation in Bachmut bleibt angespannt. Die Ukraine steigt zu einem der größten Rüstungsimporteure auf. Ein Überblick.

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Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6 auf dem Truppenübungsplatz in Munster (Archivfoto)
Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6 auf dem Truppenübungsplatz in Munster (Archivfoto)Bild: Sean Gallup/Getty Images

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Experten gehen von Überlegenheit der deutschen Panzer aus
  • Weiter erbitterter Kampf um Bachmut
  • Bhutan zurückhaltend zu Rolle Chinas als Vermittler
  • Bald erste internationale Haftbefehle gegen Russen?
  • SIPRI: Ukraine war 2022 drittgrößter Rüstungsimporteur

 

Ukrainische Soldaten sind nach einem mehrwöchigen Intensivtraining in Deutschland nun bereit für den Einsatz mit dem Kampfpanzer Leopard 2. Zum Abschluss ihrer Ausbildung übten die Besatzungen im scharfen Schuss auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen Angriff und Rückzug von einem Feind. Die Ukrainer seien durch die Ausbildung befähigt worden, mit dem modernen Waffensystem den Feuerkampf zu führen, sagte Brigadegeneral Björn Schulz, Kommandeur der Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster auf dem Militärgelände.

Deutschland wird der Ukraine 18 moderne Kampfpanzer Leopard 2A6 liefern, Portugal weitere drei der Waffensysteme. Dies ist Teil der Militärhilfe, die der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland helfen soll. Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen deutlich überlegen ist. Die ukrainischen Soldaten sollen noch im März mit den Panzern in ihre Heimat zurückkehren.

Die Bundesregierung hatte im Januar das Ziel ausgegeben, rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenzustellen. Diese sind in der Ukraine üblicherweise mit jeweils 31 Panzern ausgestattet.  

Immer mehr Kämpfe im Zentrum von Bachmut 

Die Lage um Bachmut im Osten der Ukraine bleibt nach Angaben des ukrainischen Militärs angespannt. Alle Versuche des Feindes, die Stadt einzunehmen, würden aber zurückgeschlagen - mit Panzern, Artillerie und anderer Feuerkraft, teilt der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskji, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Die ukrainischen Truppen kontrollieren demnach den Westen der Stadt, die russischen Söldner-Einheiten den größten Teil des Ostens. Die Frontlinie bildet nach britischen Geheimdienstinformationen der Fluss Bachmutka, der durch die Stadt fließt.

Nach Angaben beider Seiten verlagern sich die heftigen Kämpfe um Bachmut immer mehr ins Zentrum der Stadt. Angriffseinheiten der Söldnertruppe Wagner rückten "aus verschiedenen Richtungen" verstärkt in Richtung Zentrum vor und versuchten, "die Verteidigungsstellung unserer Truppen zu durchbrechen", erklärte Kommandeur Syrskyji. Unterdessen teilte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in Onlinemedien mit: "Je näher wir dem Stadtzentrum kommen, umso heftiger die Kämpfe und umso mehr Artillerie gibt es."

Prigoschin räumte ein, dass die Ukrainer "um jeden Meter" kämpften. "Die Lage ist schwierig, sehr schwierig", schrieb er. Die ukrainische Armee werfe "endlose Reserven" in die Schlacht. Zugleich hat er selbst offenbar Schwierigkeiten, die Verluste in den eigenen Reihen auszugleichen.

Ukraine | Krieg | Videostill Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner (03.03.2023)Bild: Konkord Company Press Service/ITAR-TASS/IMAGO

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums hat die Regierung in Moskau Prigoschin die Möglichkeit genommen, Söldner in Gefängnissen zu rekrutieren. Die Hälfte der eingesetzten Gefangenen sei Opfer der schweren Kämpfe geworden.

Bachmut ist bereits seit dem vergangenen Sommer heftig umkämpft. Einige Experten stellen den Sinn weiterer Kämpfe um die Stadt in der Region Donezk in Frage - Beobachter zweifeln an der strategischen Bedeutung Bachmuts. Die Stadt hat jedoch angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit großen Verlusten mittlerweile für beide Seiten eine hohe symbolische Bedeutung erlangt.

Selenskyj berichtet von sehr hohen russischen Verlusten

In weniger als einer Woche seien mehr als 1100 Russen in der Nähe von Bachmut im Kampf gegen ukrainische Truppen gestorben, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Zudem seien 1500 russische Soldaten so schwer verletzt worden, dass sie nicht mehr einsatzfähig seien.

Ukraine-Krieg | Ukrainische Panzerhaubitze an der Front bei Bachmut
Eine Panzerhaubitze feuert an der Frontlinie bei Bachmut auf russische EinheitenBild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa/picture alliance

Einen im russischen Angriffskrieg getöteten Scharfschützen ehrte Selenskyj posthum mit dem Titel "Held der Ukraine". Der 42-Jährige sei "ein Mann, an den man sich für immer erinnern" werde, sagte der Staatschef. Ein Video mit dem unbewaffneten Mann, der nach Äußerung des Spruchs "Ruhm der Ukraine" erschossen worden war, hatte international für Entsetzen gesorgt.

Bhutan zurückhaltend zu Rolle Chinas als Vermittler

Der Ministerpräsident von Bhutan, Lotay Tshering, hat sich zurückhaltend zu einer Rolle Chinas als Vermittler im Krieg zwischen Russland und der Ukraine geäußert. "Um ein Vermittler zu sein, braucht es zahlreiche Faktoren. Man muss beide Seiten kennen und verstehen", sagte er nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Berlin. "Und man muss auch die Stärken und Schwächen des jeweiligen Vermittlers kennen", fügte der Regierungschef des Landes, das zwischen China und Indien liegt, hinzu. Da er nicht alle Faktoren kenne, könne er keine klare Aussage treffen. Bhutan hat den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt.

Deutschland Berlin | Bundeskanzler Olaf Scholz & Lotay Tshering, Premierminister von Bhutan
Lotay Tshering, Regierungschef von Bhutan, und Kanzler Olaf Scholz (r.): Ein Vermittler muss beide Seiten verstehenBild: Annegret Hilse/REUTERS

Bald erste internationale Haftbefehle gegen Russen?

Der Internationale Strafgerichtshof wird nach Einschätzung einer über den Vorgang informierten Person in Kürze Haftbefehle gegen bestimmte Russen beantragen. Demnach werfen die Strafverfolger den Beschuldigten vor, an der Entführung ukrainischer Kinder und an Angriffen auf zivile Ziele in der Ukraine beteiligt gewesen zu sein. Der Staatsanwalt am Strafgerichtshof, Karim Khan, hatte vor einem Jahr Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingeleitet.

US-Verteidigungsausgaben in Rekordhöhe

US-Präsident Joe Biden will so viel Geld wie nie zuvor in Friedenszeiten beziehungsweise in Zeiten ohne aktive Beteiligung an einem Krieg für Verteidigung ausgeben. Seine Haushaltsplanungen sehen dafür 886 Milliarden Dollar vor. Demnach sollen 842 Milliarden Dollar ans Verteidigungsministerium gehen, 44 Milliarden Dollar an Verteidigungs-bezogene Projekte etwa bei der Ermittlungsbehörde FBI. Im vergangenem Jahr hatten die USA 858 Milliarden Dollar für Verteidigung ausgegeben.

Klitschko lobt Deutschland

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hat die Unterstützung Deutschlands im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland gelobt. "Deutschland ist einer der größten Unterstützer der Ukraine, was die finanzielle Hilfe und was Waffenlieferungen betrifft", sagte Klitschko dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dafür bedanke er sich noch einmal bei den Deutschen.

Ukraine | Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew
Einst Boxweltmeister, heute Bürgermeister von Kiew: Vitali KlitschkoBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Zugleich forderte Klitschko mehr Tempo bei weiteren Waffenlieferungen. "Es stimmt, die deutsche Regierung trifft ihre Entscheidungen viel zu langsam, und dafür zahlen wir den höchsten Preis: das Leben unserer Soldaten und das Leben unserer Bürger." Dennoch zeigte sich Klitschko siegesgewiss. "Wir sind sehr, sehr motiviert. Wir gewinnen diesen sinnlosen Krieg. Russland hat keine Chance."

Ukraine Kiew Luftangriffe durch Russland
Auch Kiew wird immer wieder von russischen Raketen getroffen (Foto vom 9. März)Bild: Ruslan Kaniuka/Ukrinform/IMAGO

Vor den Konsequenzen einer Niederlage warnte der Bürgermeister ausdrücklich: "Sollten wir verlieren, würde Putin Polen angreifen." Ziel des russischen Präsidenten sei, das alte sowjetische Imperium aufzubauen. "Dazu gehörte viele Jahre lang auch ein Teil Deutschlands. Deswegen ist es so wichtig, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Wir kämpfen, damit Deutsche nicht kämpfen müssen."

Zu möglichen Verhandlungen mit dem Kreml sagte Klitschko: "Wir sind bereit dazu, Kompromisse zu finden, aber erst dann, wenn der letzte russische Soldat das Gebiet der Ukraine verlassen hat." Einen Teil der Ukraine an Russland zu übergeben, sei kein Kompromiss. Zur Ukraine gehöre auch die Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die die Führung in Moskau 2014 völkerrechtswidrig annektiert hatte.

SIPRI: Ukraine steigt zu drittgrößtem Rüstungsimporteur auf

Die Ukraine ist infolge des russischen Angriffskriegs zum drittgrößten Importeur von Rüstungsgütern weltweit geworden. Das geht aus einem neuen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI hervor. Vor der Ukraine platzierten sich im vergangenen Jahr demnach nur Katar und Indien.

Verladung von "Leopard"-Panzern in Polen
Für die Ukraine bestimmt: Panzer vom Typ "Leopard"Bild: Polish Chancellery of Prime Ministry/Krystian Maj/AA/picture alliance

Die wichtigsten Lieferanten der Ukraine waren die USA, Polen und Deutschland. Die Rüstungsgüter seien von entscheidender Bedeutung für die Bemühungen gewesen, die russische Offensive zu stoppen, schreibt SIPRI. Russland habe sich hingegen fast ausschließlich auf selbst hergestellte Waffen gestützt, aber sich auch Drohnen aus dem Iran besorgt.

Die Rüstungsimporte in Europa insgesamt verdoppelten sich 2022 nahezu - im Vergleich zum Vorjahr ergab sich im Zuge des Ukraine-Kriegs ein Plus von 93 Prozent. "Die Invasion hat wirklich einen bedeutenden Anstieg der Nachfrage nach Waffen in Europa ausgelöst", sagte Pieter Wezeman, Co-Autor des SIPRI-Berichts.

Ischinger: Friedensprozess für Ukraine in Gang setzen

Der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), Wolfgang Ischinger, hat sich dafür ausgesprochen, Rahmenbedingungen für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine vorzubereiten. "Außer Waffenlieferungen und finanziellen Unterstützungsleistungen müssen wir dem anwachsenden kritischen Fragenchor in den USA genauso wie bei uns in Deutschland Perspektiven anbieten", heißt es in einem Gastbeitrag des 76-Jährigen für den Berliner "Tagesspiegel".

Deutschland | Münchener Sicherheitskonferez | Wolfgang Ischinger
Leitete von 2008 bis 2022 die MSC: Wolfgang IschingerBild: Johannes Simon/Getty Images

Ischinger schickte voraus: "Natürlich kann es nicht darum gehen, der Ukraine Verhandlungsbereitschaft jetzt und heute abzuverlangen." Darüber entscheide allein die Ukraine, derzeit käme ein solcher Schritt auch einer Teilkapitulation vor dem Aggressor Russland gleich. Aber: "Es ist höchste Zeit, dass wir einen Friedensprozess für die Ukraine in Gang setzen. Der Westen - die Bundesregierung einschließlich - gibt sich (...) eine völlig überflüssige Blöße, wenn auf die verständliche Frage nach einer Friedensinitiative immer wieder die stereotype Antwort kommt, die Voraussetzungen für Verhandlungen seien bis auf Weiteres nicht gegeben."

Gespräche über Getreide-Abkommen

Vertreter Russlands und der Vereinten Nationen verhandeln in Genf über eine Fortsetzung des Getreideabkommens, das Exporte aus der Ukraine sichern soll.  Russland widersetzt sich nicht grundsätzlich einer befristeten Verlängerung, berichtet die Nachrichtenagentur Ria Novosti unter Berufung auf den stellvertretenden russischen Außenminister. Demnach könnte das am Samstag auslaufende Abkommen um 60 Tage erweitert werden. Der unter Vermittlung der UN und der Türkei zustande gekommene Vertrag ermöglich den Export ukrainischen Getreides durch das von Russland kontrollierte Schwarze Meer. Moskau wolle zunächst Fortschritte bei einer parallel beschlossenen Vereinbarung zu russischen Exporten sehen, bevor eine erneute Verlängerung des Getreidedeals infrage komme, hieß es. 

uh/st/wa/ack (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.