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PolitikAsien

Verletzte bei Beschuss in Berg-Karabach

2. Oktober 2020

Während Armenien sich zu Friedensgesprächen bereiterklärt, sprechen in Stepanakert die Waffen. Die EU ist alarmiert und stellt humanitäre Hilfe in Aussicht.

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Nach einem Angriff in Stepanakert in Berg-Karabach (Foto: Brendan Hoffman/Getty Images)
Nach einem Angriff in Stepanakert in Berg-KarabachBild: Brendan Hoffman/Getty Images

Die Stadt Stepanakert in der Kaukasusregion Berg-Karabach ist nach armenischen Angaben von Streitkräften Aserbaidschans angegriffen worden. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden, erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Eriwan, unter ihnen seien auch Zivilisten.

Zuvor hatte Armenien seine Bereitschaft zu Waffenstillstandsverhandlungen mit Aserbaidschan verkündet. Das Außenministerium teilte mit, man stehe für Gespräche innerhalb der sogenannten Minsk-Gruppe zur Verfügung. Die Gruppe der Organisation für Zusammenarbeit und Europa (OSZE) wird seit 1992 gemeinsam von Russland, Frankreich und den USA geleitet.

"Eriwan muss Besatzung beenden"

Aserbaidschan bekräftigte seine Forderung an die Gegenseite, alle Truppen aus der umkämpften Region abzuziehen. Wenn Armenien ein Ende der Eskalation wolle, müsse es "die Besatzung beenden", sagte ein Berater von Präsident Ilham Alijew vor Journalisten.

Ein verletzter französischer Journalist wird in Eriwan zum Flugplatz gebracht (Foto: Karine Arutyunyan/dpa/picture-alliance)
Ein verletzter französischer Journalist wird in Eriwan zum Flugplatz gebrachtBild: Karine Arutyunyan/dpa/picture-alliance

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union fordern ein sofortiges Ende der Gewalt in Berg-Karabach. Der Verlust von Menschenleben sei nicht hinnehmbar, heißt es in einer Erklärung, die auf dem Brüsseler Gipfel verabschiedet wurde. Beide Parteien sollten ohne Vorbedingungen Verhandlungen aufnehmen. Die EU-Kommission kündigte an, humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung bereitzustellen.

Krieg vor drei Jahrzehnten

Der Gebietsstreit zwischen Armenien und Aserbaidschan war am Wochenende erneut aufgeflammt. Nach offiziellen Angaben wurden bei Gefechten seit Sonntag fast 200 Menschen getötet. Beide Staaten haben das Kriegsrecht verhängt. Die Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Berg-Karabach, wo rund 145.000 Menschen leben; die meisten von ihnen sind Armenier. Eriwan kontrolliert das Gebiet, völkerrechtlich zählt es jedoch zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Baku hatte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren in einem Krieg die Kontrolle über Berg-Karabach verloren.

Ein Anwohner in Martuni nahe dem Sewansee zeigt am Donnerstag die Überreste eines Geschosses (Foto: Celestino Arce Lavin/ZUMAPRESS.com/picture-alliance)
Ein Anwohner in Martuni nahe dem Sewansee zeigt am Donnerstag die Überreste eines GeschossesBild: Celestino Arce Lavin/ZUMAPRESS.com/picture-alliance

Eine zentrale Rolle in dem Konflikt spielt die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der südlichen Kaukasusregion. Russland gilt historisch als Schutzmacht Armeniens und unterhält einen Militärstützpunkt in dem Land. Das ölreiche Aserbaidschan genießt den Rückhalt der Türkei. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hatte am Donnerstag die mutmaßliche Entsendung pro-türkischer Söldner nach Berg-Karabach kritisiert. Er berief sich dabei auf Geheimdienstberichte, wonach Ankara dschihadistische Kämpfer aus Syrien nach Aserbaidschan verlegt haben soll.

jj/sti (dpa, afp, rtr)