Verletzte bei Erdbeben in Italien
30. Oktober 2016Die ersten Eilmeldungen kamen um 07:49 Uhr. Betroffen war erneut die Region südöstlich von Perugia. Einige Dutzend Menschen wurden verletzt, unter ihnen sei auch eine Person mit schwereren Verletzungen, sagte Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio vor Journalisten. Die Verletzten würden mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht. Mehrere Menschen konnten lebend aus Trümmern geborgen werden.
Rund 15.000 Menschen seien ohne Strom, es gebe auch Probleme mit der Trinkwasserversorgung, sagte Curcio weiter. Mit einer Stärke von 6,5 sei das Beben das schwerste in Italien seit 1980 gewesen. Der Präsident der betroffenen Region Marken, Luca Ceriscioli, erklärte, bis zu 100.000 Menschen könnten obdachlos geworden sein.
Die Erschütterungen waren auch in Rom und im Norden des Landes zu spüren. Der Bürgermeister der kleinen Gemeinde Ussita, Marco Rinaldi, sagte der italienischen Nachrichtenagentur Ansa: "Es ist alles eingestürzt." In dem Ort hatten bereits die Beben von vergangenem Mittwoch starke Schäden angerichtet. "Ich sehe eine Rauchsäule, es ist ein Desaster, ein Desaster!"
Das Beben ereignete sich gegen 7:40 Uhr, laut Experten in etwa zehn Kilometern Tiefe. Die Erdstöße hatten eine Stärke von 6,5, wie das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie und das Helmholtz-Zentrum in Potsdam ermittelten. Auf den schweren Erdstoß folgte ein Nachbeben mit einer Stärke von 4,6. Das Zentrum des Bebens lag bei dem Städtchen Norcia, in dem es schwere Zerstörungen gibt. Bilder zeigen, dass nur Teile der Basilika San Benedetto aus dem 14. Jahrhundert sowie der Kathedrale Santa Maria Argentea stehengeblieben sind. Norcia ist eine bekannte mittelalterliche Stadt.
Bei Betroffenen löste das Beben Panik aus. In der Region Marken liefen Menschen erschrocken auf die Straße, wie Ansa berichtete. Das Beben sei deutlich und lange in der Provinz Umbrien und in Städten wie Florenz und Ancona - vor allem in oberen Stockwerken der Häuser - zu spüren gewesen.
In Rom wurden vorübergehend die zwei zentralen Metrolinien A und B gestoppt. Es gebe technische Überprüfungen, war auf der Internetseite der Verkehrsgesellschaft Atac zu lesen. Am Montag sollen die Schulen in der Hauptstadt geschlossen bleiben. "Augenscheinlich hat das starke Erdbeben, das sich am Morgen ereignet hat, keine schweren Schäden in Rom angerichtet", schrieb die Bürgermeisterin Virginia Raggi auf ihrer Facebook-Seite. Die Schulen sollten am Montag dennoch von Fachleuten untersucht werden. Sicherheitshalber wurden in Rom auch vorübergehend einige Kirchen und andere öffentliche Gebäude gesperrt.
Italiens Regierungschef Matteo Renzi sagte sofortige Hilfe zu. "Wir werden alles wieder aufbauen: die Häuser, die Kirchen und die Geschäfte", versprach Renzi in Rom. Die Menschen in der betroffenen Region südöstlich von Perugia lebten seit Wochen in physischer Unsicherheit, Angst und Sorge. Renzi zeigte sich betroffen, dass erneut Orte in dem "wunderschönen Gebiet" von dem Erdbeben verwüstet wurden. Der Regierungschef will am Montag im Kabinett über Maßnahmen beraten. In die Entscheidungen sollten auch die Spitzen der betroffenen Regionen und der Zivilschutz einbezogen werden. Viele Menschen bräuchten eine Unterkunft, sie würden voraussichtlich zunächst in Pensionen unterbracht.
Papst Franziskus sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. "Ich bete für die Verletzten und die betroffenen Familien", sagte das katholische Kirchenoberhaupt beim traditionellen Angelus-Gebet vor Tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.
Erst am Mittwochabend hatten zwei starke Erdstöße die Region erschüttert, die bereits vor zwei Monaten von einem verheerenden Beben heimgesucht worden war. Ein Mann starb damals an den Folgen eines Herzinfarktes. Es gab mehrere Verletzte, Tausende sind obdachlos geworden. Seither hatte es immer wieder leichte und nicht ganz so leichte Nachbeben gegeben. Bei der schweren Katastrophe Ende August kamen nach offiziellen Angaben 298 Menschen ums Leben, die meisten in dem Ort Amatrice. Die italienische Regierung schätzte die Erdbebenschäden zuletzt auf rund vier Milliarden Euro.
ml/vk/as (dpa,rtr)