Vier deutsche Damen weiter
3. September 2015Während sich die an Position 18 gesetzte Andrea Petkovic beim 6:3 und 7:6 (7:4) gegen die Russin Jelena Wesnina über 1:36 Stunden quälte, benötigte die an Nummer elf gesetzte Angelique Kerber bei ihrem 7:5 und 6:2 gegen die Italienerin Karin Knapp noch sieben Minuten mehr. Mona Barthel legte sogar noch drei Minuten drauf und schlug Olga Gowortsowa aus Weißrussland mit 2:6, 6:2 und 6:4.
Selbst ein Wutausbruch samt Verwarnung wegen "Racket-Missbrauchs" bei einem 1:4-Rückstand im zweiten Satz brachte Petkovic nicht mehr vom Erfolgsweg ab. "Sonst hilft es mir in 95 Prozent der Fälle nie, wenn ich meinen Schläger zerhacke. Diesmal schon", sagte die 27-Jährige, die den Temperaturen von 33 Grad auch mit dem Verzehr von Datteln trotzte. "Das essen auch die Nomaden. Und wenn die durch die Wüste kommen, komme ich auch durch so ein Match", witzelte "Petko".
Konzentration durch Wutausbruch
Petkovic zeigte nach einem soliden ersten Satz plötzlich Nerven, als sie sich nach einer Reihe von Fehlern selbst beschimpfte: "Wie kann man so schlecht sein?", rief sie frustriert. Wenig später feuerte die Fed-Cup-Spielerin beim Stand von 1:4 zweimal den Schläger auf den Zementboden, bis er zerbrach. Doch der Wutausbruch hatte Signalwirkung. "In der Folge war ich konzentrierter", meinte Petkovic. In der nächsten Runde trifft sie am Samstag auf Johanna Konta aus Großbritannien, die überraschend Wimbledon-Finalistin Garbine Muguruza aus Spanien ausschaltete.
Kerber, die sich ebenfalls schwer tat, lag gegen Knapp schnell mit 1:3 zurück und fand nur langsam ins Spiel. Sie agierte erst in der Folge offensiver und kaufte der auch kräftemäßig immer mehr nachlassenden Südtirolerin den Schneid ab. Kerber bekommt es mit der früheren Nummer eins Wiktoria Asarenka aus Weißrussland zu tun, gegen die sie noch nie gewinnen konnte. Barthel spielt gegen Varvara Lepchenko aus den USA.
Deutlich kürzer hielt sich Sabine Lisicki mit ihrer Zweitrunden-Gegnerin auf: Gegen die Italienerin Camila Giorgi setzte sie sich klar und deutlich mit 6:4 und 6:0 durch. "Wenn man seine Gegnerin nicht kennt, ist es immer schwierig", sagte Lisicki anschließend im Eurosport-Interview. "Mein Aufschlag war relativ gut. Ich habe mich gut bewegt und den Platz für sie kleiner gemacht. Daher war es für sie schwerer." In der dritten Runde trifft Lisicki auf die Tschechin Barbora Strycova.
Kohlschreiber jetzt gegen Federer
Bei den Männern ist Philipp Kohlschreiber weiter im Wettbewerb. Er besiegte den Tschechen Lukas Rosol in drei Sätzen mit 7:6 (7:4), 6:2 und 6:2. In der nächsten Runde trifft der Deutsche auf den fünfmaligen US-Open-Champion Roger Federer, den er in neun Vergleichen bislang noch nie besiegen konnte. Der Schweizer ließ dem Belgier Steve Darcis beim 6:1, 6:2, 6:1 keine Chance. "Es wird verdammt schwer, wenn ich nicht meinen besten Tag habe oder er sich nicht ein bisschen verzaubert", sagte Kohlschreiber über Federer. Aus dem Favoritenkreis kamen auch der Brite Andy Murray und der Schweizer Stan Wawrinka weiter, allerdings mit Mühe. Murray brauchte gegen Adrian Mannarino fünf Sätze, ehe er den Franzosen mit 5:7, 4:6, 6:1, 6:3 und 6:1 besiegt hatte. Wawrinka gelang gegen den Südkoreaner Hyeon Chung zwar ein Dreisatzsieg, er entschied alle Durchgänge jedoch erst im Tiebreak für sich: 7:6 (7:2), 7:6 (7:4), 7:6 (8:6).
Hitzeopfer Sock
Derweil forderte die große Hitze in New York ein weiteres "Opfer": Der US-amerikanische Hoffnungsträger Jack Sock brach im Match gegen Ruben Bemelmans aus Belgien an der Grundlinie zusammen und musste wegen Krämpfen am ganzen Körper sowie Kreislaufproblemen aufgeben. Der Turnierarzt und die Physiotherapeuten behandelten den am Boden liegenden Sock mehrere Minuten mit Eis und gekühlten Handtüchern. Aufgestützt auf die Helfer verließ der sichtlich erschöpfte 22-Jährige den Court und erhielt Applaus der Fans. Zum Zeitpunkt der Aufgabe hatte der Weltranglisten-28. Sock im Zweitrunden-Match mit 2:1-Sätzen geführt. Im vierten Durchgang lag Bemelmans mit 2:1 vorne.
Die Temperaturen von bis zu 33 Grad Celsius hatten in der ersten Runde am Montag und Dienstag für einen Aufgabe-Rekord bei einem Grand-Slam-Turnier gesorgt. Insgesamt zwölf Profis (zehn Männer, zwei Frauen) hatten ihre Auftaktpartien nicht beenden können.
asz/gri (sid)