Anschläge in Norwegen: Vier Jahre Trauer
22. Juli 2015Die Gedenkfeier für die Toten begann mit einer Schweigeminute. "Sie werden nicht vergessen, wir erinnern uns in Liebe an sie", sagte Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg in Oslo. Nach einem Gottesdienst wollen die Angehörigen zur Insel Utöya übersetzen, um sich an die Opfer des Attentats zu erinnern.
Dort und in der norwegischen Hauptstadt hatte der Rechtsextremist Anders Behring Breivik am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen umgebracht. Er zündete damals zuerst im Osloer Regierungsviertel eine Bombe. Dann erschoss er in einem Jugendlager der Arbeiterpartei auf Utöya 69 Menschen - darunter viele Kinder und Jugendliche. Der Tag werde immer ein dunkler Tag in der norwegischen Geschichte bleiben, sagte Solberg. Breivik wurde später zu 21 Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Ein Gedenktag gegen Hassverbrechen
Der Europarat und Norwegen schlugen nun vor, den 22. Juli zu einem Europäischen Gedenktag für die Opfer von Hassverbrechen zu ernennen. "Die Realität, mit der wir heute konfrontiert sind, ist noch viel besorgniserregender, als wir vor vier Jahren gedacht haben", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme in Straßburg. Demnach hätten sich Hass und Intoleranz in Europa weiter ausgebreitet. Mit einem Gedenktag zeige man Solidarität mit den Opfern. Norwegen will außerdem in einem Pavillon in Oslos Regierungsviertel eine Ausstellung zu den Anschlägen eröffnen.
Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass die Universität von Oslo den Attentäter Breivik zum Studium der Politikwissenschaften zugelassen hat. Er erfülle alle Anforderungen, teilte eine Universitätssprecherin mit. Dennoch ist es praktisch ausgeschlossen, dass Breivik sein Bachelorstudium jemals abschließen wird. Da er in Einzelhaft sitzt und keinen Zugang zum Internet hat, wird es schwer sein, Kurse mit Anwesenheitspflicht zu absolvieren. "Es schmerzt, dass er studieren kann, doch so ist es in Norwegen", sagte Lisbeth Kristine Royneland, die einer Gruppe von Angehörigen der Opfer vorsteht. Ihnen sei es allerdings egal, ob Breivik Romane oder politikwissenschaftliche Bücher lese, solange er hinter Gitter bleibe."
mas/kle (afp, dpa, kna)