Waldbrände: Menschen sind die Hauptverursacher
8. Januar 2020Nach Monaten mit extremer Hitze und Dürre in Australien kamen die Feuer. Acht Millionen Hektar sind den Flammen bisher zum Opfer gefallen, 25 Menschen und Millionen Tiere starben. Ganze Regionen sind ohne Stromversorgung, und die Rauchwolken bedecken den halben Kontinent, so die vorläufige Bilanz der verheerenden Brände. Jedes Jahr gibt es Buschbrände in Australien. Doch dieses Jahr sind die Feuer extrem - dabei hat der Sommer auf der Südhalbkugel grade erst begonnen.
Und es brennt nicht nur in Australien. Für das Jahr 2019 zählte die online Plattform Global Forest Watch Fires (GWF Fires) weltweit über 4,5 Millionen Brände, die größer als einen Quadratkilometer waren. Das sind 400.000 Feuer mehr als 2018.
"Die Zahl der Feuer und die Größe schwankt von Jahr zu Jahr, aber der große Trend ist, dass das Brandrisiko global zunimmt”, sagt Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald bei der internationalen Umweltorganisation WWF.
Die Gründe für Brände sind komplex, doch Experten sehen einen Zusammenhang zwischen der wachsenden Brandrisiko und steigenden Temperaturen in den Ozeanen, die sich durch den Klimawandel aufheizen.
Wärmere Meere als Brandbeschleuniger
Durch menschengemachte Treibhausgase ist die Temperatur auf der Erde seit dem 19.Jahrhundert im Schnitt um ein Grad gestiegen. Die Meeresoberfläche hat sich dabei um 0.8 Grad Celsius erwärmt. Je wärmer der Ozean wird, desto weniger Energie und CO2 kann das Wasser aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern.
"[Der Ozean] ist wie eine Klimaanlage für den Planeten”, so Karen Wiltshire Vize-Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Meeres und Polarforschung.
Wird das Meer wärmer, hat das enorme Auswirkungen für das Klima an Land. Die Folge: Immer extremere Temperaturen, zunehmende Stürme und Dürren, Überflutungen und verschobene Regenzeiten, die die Ökosysteme austrocknen.
Kommt es in heißen und trockenen Landschaften wie etwa in Australien auch noch zu starken Winden, steigt die Brandgefahr weiter. Und das Feuerrisiko wächst auch in bisher gemäßigten und kühlen Regionen.
Selbst die Arktis brennt
Neben großen Feuern in Europa und Kalifornien kam es im Sommer 2019 selbst in der Arktis „zu Bränden, die wir so noch nie gesehen haben", sagt Clare Nullis von der Welt-Meteorologen Organisation (WMO). Die Temperaturen in Alaska erreichten Rekordhöhen von bis zu 32 Grad und schürten damit Feuer. Wälder auf der nördlichen Halbkugel brannten öfter und heftiger als in den letzen 10.000 Jahren, so die WMO.
In Alberta im Norden Kanadas wüteten im Sommer 2019 über Monate hunderte Feuer auf über 800,000 Hektar. In Sibirien verbrannten nach Schätzungen russischer Behörden rund 9 Millionen Hektar Wald - das ist mehr als die gesamte Fläche Portugals. Der giftige Rauch lag wochenlang über Dörfern und Städten.
Der Mensch als Ursache für brennende Wälder
Brände sind eigentlich ein natürlicher Vorgang bei der Regeneration und Erneuerung von Ökosystemen. Doch inzwischen werden 96 Prozent der weltweiten Brände entweder geplant oder ungewollt von Menschen verursacht. Nur vier Prozent der Feuer brechen auf natürliche Weise aus, etwa durch Blitzeinschläge, heißt es einem Bericht des Umweltschutzorganisation WWF.
Viele Flächen werden durch Brandrodung etwa für die Landwirtschaft, Tierzucht oder die Industrie nutzbar gemacht, wie etwa im Amazonasgebiet. In Indonesien wurden so etwa seit 1990 für die Papier und Palmölindustrie über 27 Millionen Hektar Wald vernichtet.
Afrika
Daten der Organisation Global Forest Watch Fires zeigen, dass derzeit auch in Afrika vom Südsudan bis nach Westafrika viele Feuer lodern. Dort führt die hohe Bevölkerungsdichte zu immer intensiverer Nutzung natürlicher Ressourcen und die Ökosysteme haben immer weniger Zeit, sich zu erholen, sagen Experten. Feuer werden häufiger.
"Die Ursache hier ist vor allem der weit verbreitete Wanderfeldbau”, sagt Susanne Winter vom WWF. "Landbesitzer und Bauern stecken ihre Felder an, um sie schnell von Pflanzen zu befreien und die Erde kurzfristig fruchtbar zu machen.” Manche dieser Feuer geraten außer Kontrolle, große Buschfeuer sind die Folge.
Amazonien
In ganz Südamerika gab es im vergangenen Jahr so viel Brände wie seit 2010 nicht mehr, besonders im brasilianischen Amazonasgebiet. "Das waren keine natürlichen Ursachen”, sagt Nullis.
"Die Waldbrände in Brasilien sind politisch motiviert. Das lässt sich natürlich nicht mit den Bränden in Afrika vergleichen”, ergänzt Susanne Winter vom WWF. In Brasilien wurden zwischen Januar und November 2019 über 80 Prozent mehr Waldfläche zerstört als im Vorjahr. Vor dreißig Jahren sei der Amazonas noch so feucht gewesen, dass es Brände im heutigen Ausmaß dort nicht hätte geben können, so Winter. Durch Rodungen trockne der Amazonas allerdings mehr und mehr aus.
Klimawandel und der Kreislauf des Feuers
Abholzung, Klimawandel und Brandgefahr stehen in einem direkten Zusammenhang.
"Wir haben es hier mit einem Rückkopplungseffekt zu tun”, sagt Susanne Winter vom WWF. "Mehr Waldrodung bedeutet, eine Verstärkung des Klimawandels, der das Austrocknen der Vegetation verstärkt, was wiederum das Brandrisiko erhöht und so weiter.”
Und die Feuer vermehren Treibhausgase in der Atmosphäre weiter. Pro Jahr setzen Feuer etwa 8 Milliarden Tonnen CO2 frei. Das ist laut Greenpeace etwa halb so viel wie die Emissionen aus der weltweiten Kohleverbrennung. Die Buschbrände in Australien haben in den letzten Wochen bereits die Hälfte der CO2- Menge freigesetzt, die der Kontinent sonst im Jahr erzeugt. Die Rauchfahnen ziehen inzwischen über den Pazifik bis nach Argentinien und Chile.
Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version dieses Artikels hieß es, dass es 2019 zweieinhalb Mal mehr Feuer gab als 2001. Wir müssen diese Aussage korrigieren. Die niedrigeren Zahlen 2001 kamen dadurch zustande, dass die Daten damals nur vom Terra Satelliten der NASA gesammelt wurden. Ab 2002 hat der Aqua Satellit Daten ergänzt, wodurch der große Anstieg der Gesamtzahl der beobachteten Feuer weltweit zu erklären ist. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.