Weniger dicke Luft in Deutschland
16. Februar 20212020 sei in Deutschland eine deutlich niedrigere Schadstoffbelastung als in den Vorjahren gemessen worden, teilte Bundesumweltministerin Svenja Schulze in Berlin mit. Der Rückgang der Stickstoffdioxid- und Feinstaubstaub-Konzentration lasse sich zum Teil durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie erklären, folge aber auch einem langfristigeren Trend.
Und der geht in die richtige Richtung. Wurden 2016 die Grenzwerte noch in mehr als 90 Städten überschritten, waren es 2019 lediglich rund 25.
Nur noch in Hamburg und München seien nach aktuellem Stand der Auswertung beim Stickstoffdioxid vergangenes Jahr Überschreitungen des Grenzwertes in Städten von 40 Mikrogramm Stickoxid (NOx) pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel festgestellt worden, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner. Überschreitungen in weiteren Städten wie in Stuttgart seien allerdings bei der Auswertung zusätzlicher Daten noch zu erwarten.
Weniger alte Diesel - weniger Stickoxide
Zu der positiven Entwicklung hätten vor allem moderne Dieselfahrzeuge beigetragen, etwa durch eine Erneuerung der Fahrzeugflotte und verbesserte Software. Der 20 bis 50 Prozent geringere Verkehr im ersten Lockdown im März und April 2020 habe etwa ein Viertel der Rückgänge bei den Stickoxiden bewirkt. Stickoxide lösen Atemwegserkrankungen aus und werden maßgeblich durch ältere Diesel-Autos produziert.
Deutschland hatte hier seit 2010 in vielen Städten jahrelang die Grenzwerte der EU teils massiv überschritten, was ein Vertragsverletzungsverfahren nach sich zog. Zeitweise drohten flächendeckende Fahrverbote für Diesel.
Krebserregender Feinstaub aus Kaminfeuer
Neben geringeren Stickoxid-Werten hat das UBA im vergangenen Jahr auch weniger Feinstaub gemessen. Auf Feinstaub seien laut Europäischer Umweltagentur 2018 etwa 63.100 Todesfälle in Deutschland zurückzuführen, so der UBA-Präsident. Die Verbesserung der Luftqualität in diesem Punkt gehe vor allem auf die Reduktion der Auspuffemissionen durch Partikelfilter zurück.
Dagegen stiegen die Belastungen durch den Abrieb von Reifen, Bremsen und Straßenbelag, da auch die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge zunahm. Auch die Industrie hat einen Einfluss. Bedeutendste Feinstaub-Quelle ist laut UBA inzwischen aber die Holzfeuerung.
Das Umweltbundesamt verwies allerdings darauf, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO voraussichtlich in Kürze strengere Feinstaub-Grenzwerte empfehlen wird. Und auch für die Stickoxide erwägt die EU eine Verschärfung.
cw/wa (afp, epd, rtr)