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Yuan-Aufwertung mit symbolischem Wert

Oliver Samson25. Juli 2005

Die Freude über die Lösung der chinesischen Währung vom Dollar war von kurzer Dauer. Das sei lediglich ein symbolischer Akt ohne wirtschaftliche Auswirkungen, meinen Ökonomen. Eine echte Aufwertung sehe anders aus.

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Weiterhin massiv unterbewertet: "Die Währung des Volkes"Bild: AP

Nachdem sich Peking entschlossen hatte, die Bindung des Yuan an den US-Dollar aufzuheben, war die Zustimmung einmütig: Alle westlichen Wirtschaftsminister und die Währungspolitiker der Europäische Zentralbank sowie der amerikanischen Notenbank begrüßten den seit Jahren geforderten Schritt.

"Währung des Volkes" teurer - ein wenig

Die chinesische Nationalbank hatte am Donnerstag (21.7.2005) mitgeteilt, China werde die feste Bindung des Yuan an den Dollar aufgeben und künftig kontrollierte Wechselkursschwankungen zu einem noch nicht näher bestimmten Währungskorb zulassen. De facto lässt China damit eine Aufwertung des auch Renminbi (Währung des Volkes) genannten Yuan von 2,1 Prozent zu. Exporte nach China werden dadurch entsprechend billiger, Importe aus China teurer. Vor allem die USA hatten geklagt, ihr heimischer Markt werde von chinesischen Billigprodukten geradezu überschwemmt und von einem unfairen Vorteil für die chinesische Exportwirtschaft gesprochen. Das Handelsdefizit der USA mit China stieg im Mai auf 15,75 Milliarden Dollar - mehr als ein Viertel des Gesamtdefizits.

Nach den ersten Lobeshymnen über diesen vermeintlich historischen Schritt der Chinesen setzte allerdings Ernüchterung ein: Sämtliche deutsche Großkonzerne im China-Geschäft erwarten von der Yuan-Aufwertung nur einen kleinen oder gar keinen Effekt auf die eigene Geschäftsentwicklung. Im Klartext: Chinas Schritt hat kaum mehr als eine symbolische Bedeutung. Die Aufhebung der Dollar-Bindung könne natürlich nur als Signal verstanden werden, "dass China sich in den Prozess flexibler Wechselkurse begibt", wie Wirtschaftminister Wolfgang Clement meint.

"Unrealistisch und wird es bleiben"

Nur: Von einem "Prozess" will man in China nichts wissen. "Die Erwartung einer größeren Aufwertung des Yuan war unrealistisch und wird es bleiben", hieß es am Freitag im Leitartikel der amtlichen Zeitung "China Daily", mit bedeutenden weiteren Anpassungen des Yuan bräuchte man nicht zu rechnen. Chinas Notenbank-Chef Zhou Xiaochuan sagte zwar am Samstag (23.7.) im staatlichen Fernsehen: "Wir haben eine erste Anpassung des Wechselkurs-Niveaus um zwei Prozent vorgenommen", und die Zentralbank werde bei der Reform des Wechselkurssystems schrittweise vorgehen. Über einen Zeitrahmen und was das genau bedeuten soll, sagte er jedoch nichts.

"Noch viele Jahre entfernt"

"Von einem freien Wechselkurssystem, wie es vor allem die USA gern hätten, sind wir auch nach dieser Entscheidung noch viele Jahre entfernt", meint Friedrich Heinemann vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschafsforschung (ZEW) in Mannheim. Auch er sieht den Yuan noch immer als massiv unterbewertet an. "Ein freies Wechselkurssystem würde hingegen eine Aufwertung von 20, 30 Prozent bringen - und das sofort", glaubt Heinemann und liegt damit auf einer Linie mit den Ökonomen in der US-Finanzzeitung "Wall Street Journal". Die Entkoppelung vom Dollar in dieser Form sei vor allem ein Beweis für die Geschicklichkeit der chinesischen Diplomatie. "Das ist eine symbolische, ökonomisch wenig substanzielle Entscheidung", meint Heinemann.

Aufwertung Währung China Kursliste
Bild: AP

Große Ernüchterung herrscht vor allem in den USA. Die New Yorker Börse Wall Street reagierte zunächst nervös auf die Entscheidung aus Peking. Fast 1,7 Milliarden Aktien wurden umgesetzt, wobei es mehr als doppelt so viele Verlierer wie Gewinner gab. Die wichtigen Indizes fielen sämtlich um etwa ein halbes Prozent. Vor allem der Rentenmarkt verbuchte massive Verluste. Die Anleger befürchteten einen möglichen verstärkten Inflationsauftrieb durch teurere chinesische Waren und geringere Käufe amerikanischer Regierungstitel durch China.

Skeptiker unken

Skeptiker befürchten sogar negative Auswirkungen für die US-Wirtschaft: Abwärtsdruck auf den Dollar, Aufwärtsdruck auf die Zinsen - die USA könnten leicht in die Bredouille kommen, meint etwa Nouriel Roubini, Professor an der Stern Business School in New York. "Es könnte für die USA richtig hässlich werden."

Auch für China sei eine Politik der kleinen Schritte nicht ohne Risiken, warnen US-Ökonomen. "Das erweckt die Erwartung weiterer Bewegungen, was den Zufluss spekulativer Gelder noch erhöhen könnte", sagte Nicholas Lardy vom "International Institute of Economics" der "Washington Post". "Ein riskanter Schritt."

Dass eine so winzige Anpassung des Yuan die Situation amerikanischer Waren auf dem Weltmarkt ändern könnte, glauben selbst Optimisten nicht - und ob die Teuerung chinesischer Waren nun die US-Importe bremst und die Exporte anheizt, ist auch fraglich.