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Zehntausende Tote nach Erdbeben in Südasien

10. Oktober 2005

Mehr als 40.000 Menschen sind womöglich bei dem Beben in Pakistan getötet worden. Insgesamt sollen in der Region 2,5 Millionen Menschen ohne Obdach sein. Hilfe ist unterwegs - doch der Zugang zu den Opfern schwierig.

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Per Helikopter werden Verletzte in Pakistan abtransportiertBild: dpa - Bildfunk

Der Sprecher des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf, Generalmajor Schaukat Sultan, rechnet nach pakistanischen Medienberichten vom Montag (10.10.2005) mit möglicherweise mehr als 40.000 Toten. Etwa ebenso viele Menschen seien verletzt worden. In Indien gaben die Behörden die Zahl der Beben-Toten mit 656 an.

Ganze Landstriche verwüstet

Hilfsorganisationen schätzten unterdessen, dass rund 2,5 Millionen Menschen durch das Beben der Stärke 7,6 obdachlos wurden. Mindestens 200.000 winterfeste Zelte würden gebraucht. Der Erdstoß hatte am Samstag weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens verwüstet.

Hunderttausende Menschen verbrachten bei eisigen Temperaturen die zweite Nacht in Folge im Freien. Mit bloßen Händen gruben viele Überlebende auch in der Dunkelheit in den Trümmern, um Verschüttete zu retten.

Trümmerlandschaften in Pakistan
Zertrümmerte Häuser in PakistanBild: AP

Können alle betroffenen Regionen erreicht werden?

Die Überlebenden seien nun dringend auf Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente, Decken und Zelte angewiesen, hieß es. Präsidentensprecher Sultan sagte dem US-Fernsehsender CNN, dass bis zum Abend alle betroffenen Regionen von Hilfsmannschaften erreicht werden sollten.

Den internationalen Hilfsteams aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Türkei, Japan, China und anderen Ländern habe die Regierung jeweils ein Operationsgebiet zugewiesen, sagte Sultan. Dass die Hilfe die Betroffenen nicht noch schneller erreicht habe, liege an den massiven Zerstörungen und der Größe des Gebiets.

Helikopter für Hilfe aus der Luft

Inzwischen sind weltweite Hilfsaktionen angelaufen. Musharraf appellierte an die Weltgemeinschaft, seinem Land Transporthubschrauber zur Verfügung zu stellen. Nur die Helikopter könnten dringend benötigte Hilfsgüter wie Zelte, Decken und Medikamente in die Katastrophenregion bringen. Kein Transportflugzeug könne in den Gebirgen der Himalaya-Ausläufer landen. Auch Indien, mit dem Pakistan zwei Kriege um Kaschmir führte, habe Hilfe angeboten.

Erdbebenopfer in Indien - Pano
Erdbebenopfer in Indien suchen in Zelten ObdachBild: AP

Von Frankfurt am Main aus starteten 15 Spezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) nach Pakistan. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) plant am Montag einen ersten Hilfsflug. Auch zahlreiche weitere Organisationen wollen Helfer entsenden oder haben zu Spenden aufgerufen.

Geldzusagen

Die Weltbank kündigte einen 20-Millionen-Dollar-Kredit zur Wiederaufbauhilfe an. Die Europäische Union sicherte 3,6 Millionen Euro als Soforthilfe zu. Das Auswärtige Amt in Berlin stellte eine Million Euro zur Verfügung. Australien stockte seine Hilfe auf 3,4 Millionen Euro auf. Die Asiatische Entwicklungsbank stellte 8,3 Millionen Euro zur Verfügung, die Volksrepublik China 5 Millionen Euro.

Das Epizentrum lag nur rund 95 Kilometer von Pakistans Hauptstadt Islamabad entfernt und richtete auch dort schwere Zerstörungen an. Nach Angaben eines führenden pakistanischen Meteorologen war es das schwerste Erdbeben in der Region seit 100 Jahren. In den ersten 24 Stunden nach dem Hauptbeben hätten mindestens 20 Nachbeben der Stärke 5 bis 6 die Katastrophenregion heimgesucht und die Bevölkerung weiterhin in Angst und Schrecken versetzt, hieß es weiter.

Unzählige Vermisste

Am schlimmsten betroffen ist Kaschmir, wo nach offiziellen Angaben etwa 70 Prozent aller Häuser zerstört wurden. Die meisten Toten soll es in Muzaffarabad, der Hauptstadt des von Pakistan kontrollierten Teils von Kaschmir, gegeben haben. Hier kam es zu ersten Plünderungen. Geschäftseigentümer und hungrige Anwohner lieferten sich erbitterte Schlachten mit Knüppeln und Steinen, etliche Menschen wurden verletzt, wie ein AP-Reporter beobachtete. Sicherheitskräfte griffen nicht ein. Augenzeugen zufolge wurden auch leere Wohnungen und Tankstellen geplündert. Die Wasser- und Stromversorgung der 100.000-Einwohner-Stadt, von denen Zigtausende die Katastrophe nicht überlebten, ist zusammengebrochen.

Auch in Indien starben hunderte Menschen. Angesichts unzähliger Vermisster befürchten die Behörden in den betroffenen Regionen ein noch größeres Ausmaß der Katastrophe. (kap)