Krawalle auf dem Tempelberg
17. März 2014"Ich war dort, aber ich bin nicht lange geblieben, um die Lage nicht noch komplizierter zu machen", sagte der israelische Wohnungsbauminister Uri Ariel von der Siedlerpartei Jüdisches Heim nach seinem Besuch auf dem Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem. Als Reaktion kam es auf dem Berg wieder zu Ausschreitungen zwischen palästinensischen Demonstranten und Sicherheitskräften.
Die Demonstranten hätten Steine und Feuerwerkskörper geworfen, die Bereitschaftspolizei habe Blendgranaten und Pfefferspray eingesetzt und sieben "Verdächtige" festgenommen, sagte ein Polizeisprecher. Am Sonntagabend löste die israelische Polizei eine Demonstration von etwa 200 Palästinensern in Ost-Jerusalem gewaltsam auf.
Demonstration aufgelöst
Der Protest in der Nähe des Damaskus-Tors sei nicht genehmigt gewesen, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld. Kundgebungsteilnehmer hatten palästinensische Flaggen geschwenkt und zur Verteidigung der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg aufgerufen. Die Polizei setzte auch bei dieser Auseinandersetzung Blendgranaten ein. Ein Demonstrationsteilnehmer sei festgenommen worden, teilte Rosenfeld mit.
Das Vorgehen von Minister Ariel erinnert an den Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg im Jahre 2000. Dieser von Muslimen als Provokation empfundene Auftritt löste den zweiten Palästinenseraufstand aus. Die Intifada ließ Scharon später als Regierungschef niederschlagen. Scharon war im Januar nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben. Er hatte nach einem Schlaganfall acht Jahre im Koma gelegen.
Forderung nach Annexion
Die derzeitige Serie von Ausschreitungen auf dem Tempelberg ist eine Reaktion auf die Forderung eines rechtsgerichteten Abgeordneten in der Knesset, den Berg zu annektieren und Juden das Recht zum Gebet an der Heiligen Stätte zuzusprechen. Palästinenser und auch arabische Staaten reagierten mit massiven Protesten. Immer wieder kommt es seither zu Demonstrationen gegen Israel mit Festnahmen und Verletzten.
Auch die Versicherung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, seine Regierung habe keine Absichten, die Politik bezüglich des Tempelbergs zu ändern, konnte die Lage nicht nachhaltig entspannen. Israel werde den Status quo beibehalten, einschließlich der Gewährleistung des freien Zugangs aller Gläubigen, so Netanjahu Ende Februar weiter.
Der Tempelberg ist für Juden und Muslime eine zentrale Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, das wichtigste Heiligtum des Volkes Israel. Heute stehen auf dem Berg der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Die Hoheit über das Areal hat Jordanien.
wl/rb (dpa, kna, afp)