Chris Froome beteuert Unschuld
2. Mai 2018Die gleiche Frage, die gleiche Antwort: Chris Froome hat wie zum Saisonstart in Spanien auch unmittelbar vor seinem ersten Saisonhöhepunkt seine Unschuld beteuert. "Ich weiß, dass ich nichts verkehrt gemacht habe. Es gibt keinen Grund, warum ich hier nicht fahren sollte", so der Brite, der als Favorit in den 101. Giro d'Italia (4. bis 27. Mai) geht. In der seit Monaten schwelenden Affäre um seinen auffälligen Dopingtest bleibt Froome aber weiter eine Antwort schuldig, wie es überhaupt so weit kommen konnte.
Der 32 Jahre alte Kapitän des Teams Sky war im September 2017 über den anormalen Test auf das Asthmamittel Salbutamol bei seinem Vuelta-Sieg informiert worden. Knapp zwei Monate später erfuhr die Öffentlichkeit davon. Etwa acht Monate nach der Auffälligkeit ist weiterhin unklar, wann es ein Urteil geben und wie dieses ausfallen wird. "Ich kann die Frustration verstehen und jeder darf seine eigene Meinung dazu haben", sagte Froome. Er versicherte jedoch, dass sich alles aufklären werde, sobald die Details bekannt würden. "Wir sind inmitten dieses Prozesses, und ich werde nicht laufend Kommentare abgeben. Wenn es etwas Neues gibt, werden wir es sagen", betonte der viermalige Gesamtsieger der Tour de France.
"Wenn ein Fahrer positiv getestet wird, dann muss er vorerst aufhören zu fahren"
Der Weltradsportverband UCI wirkte in seiner Bitte an Froome, doch vorerst nicht bei Rennen zu starten, so lange der Verdacht nicht geklärt sei, mehr als hilflos. Das laufende Verfahren gegen Froome wirkt intransparent und schleppend langsam. Und das ärgert manche seiner Kollegen sehr: Der deutsche Zeitfahr-Spezialisten Tony Martin sieht Froome "als Gedopter gebrandmarkt, komme, was wolle", meint der 33-Jährige und bezeichnet den Fall Chris Froome nach wie vor als "Worst Case für den Radsport". Die Schuld liege beim Weltverband. "Die UCI bietet zu lasche Regularien auf, um solche Fälle schneller bearbeiten zu können", moniert Martin.
In diese Kerbe hauen auch andere Teams. Die Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC), zu der 36 Profiteams aus dem Männer-Radsport gehören, fordert von der UCI, aber auch von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA mehr Klarheit. "Wir haben die WADA gebeten, die Regeln zu ändern. Und zwar so: Wenn ein Fahrer positiv getestet wird oder unnormale Werte hat, dann muss er vorerst aufhören zu fahren, bis der Vorgang endgültig geklärt ist", sagte der MPCC-Vorsitzende Roger Legeay bei WDR Sport inside.
"Ich bin ziemlich sicher, dass er nicht falsch gemacht hat"
Forderungen und Kritik können Chris Froome jedoch nicht aufhalten. Der britische Rundfahrt-Spezialist ist nicht gesperrt und somit startberechtigt. Zum Auftakt des Giro unterstrich Froome seine Ambition, die diesjährige Italien-Rundfahrt zu gewinnen und auch seinen Willen, im Juli bei der Tour zu starten.
Sein deutscher Teamkollege und Helfer Christian Knees hat keinen Zweifel an der Unschuld seines Chefs. "Ich muss sagen, dass ich Chris da vertraue. Ich bin ziemlich sicher, dass er nicht falsch gemacht hat und dass die Sache nur noch abgeschlossen werden muss", sagte Knees dem SID. Der Bonner rechnet daher mit einem Urteil "zugunsten von ihm. Es wird eine Erklärung geben."
Sollte Froome beim Giro tatsächlich siegen, würde er Geschichte schreiben: Er könnte als dritter Profi überhaupt drei große Landesrundfahrten in Folge (Tour 2017, Vuelta 2017, Giro 2018) gewinnen. Nur wie, das bleibt wohl auch nach dem Giro offen.
jw/js (mit sid/dpa)