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"Deutschland gehört uns allen"

Anne Allmeling17. März 2013

Während der Internationalen Wochen gegen Rassismus engagieren sich Menschen in ganz Deutschland gegen Fremdenfeindlichkeit. Manche Veranstaltungen richten sich an die ganz Kleinen.

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Kinder aus Bonn beim Basteln im "Nähcafé" in Bonn (Foto: DW/A. Allmeling)
Bild: DW/A.Allmeling

Nesrin hat sich viel vorgenommen. Sie will zwei Kinder und zwei Erwachsene malen, zwei große und zwei kleine Menschen, auf einem grünen Blatt Papier. Schön bunt soll es werden - und möglichst realistisch aussehen. Darauf legt die Achtjährige wert. Sie beugt sich über eine schmale Schachtel und hält kurz inne. "Hautfarben-Stifte" steht darauf. Helles Rosa, Hellbraun, Dunkelbraun - Nesrin hat die Wahl.

Mehrsprachigkeit im Mittelpunkt

Zusammen mit ein paar anderen Mädchen sitzt Nesrin an einem geräumigen Tisch im Bonner "Nähcafé", das sich für einige Stunden in eine Bastelstube verwandelt hat. Heute stehen hier die Kinder im Vordergrund - und die Sprachen, die sie sprechen. Das ist Mechthild Kleine-Salgar wichtig. Sie arbeitet in der Fachstelle für internationale Bildung und Beratung (FIBB) in Bonn und organisiert Veranstaltungen wie diese regelmäßig. Zuerst liest sie mit ihrer Kollegin Mona Kheir El Din eine Geschichte vor - auf Deutsch und Arabisch. Dann dürfen die Kinder basteln und malen.

"Es geht uns darum, Mehrsprachigkeit in den Mittelpunkt zu rücken", sagt Kleine-Salgar. "Unsere Gesellschaft ist mehrsprachig, und wir wollen dazu beitragen, dass Kinder ihre eigene Familiensprache gut lernen." Das sei auch eine wichtige Basis, um die Zweitsprache Deutsch zu lernen, sagt Kleine-Salgar. Doch bei den Vorlese- und Bastelstunden sind nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund willkommen - im Gegenteil. "Es geht uns auch darum, dass Kinder, die nur Deutsch sprechen, hören, wie andere Sprachen klingen."

Buntstifte in Hautfarben (Foto: DW/A. Allmeling)
Bunt wie die Gesellschaft: "Hautfarben-Stifte"Bild: DW/A.Allmeling

Engagement gegen Rassismus

Mit ihrem Verein wollen Kleine-Salgar und ihre Kollegen Diskriminierung und Ausgrenzung verringern helfen - ein Grund, warum sich die FIBB an den Internationalen Wochen gegen Rassismus beteiligt. Bis zum 24. März gibt es bundesweit mehr als 1000 Veranstaltungen, die gegen Rassismus mobil machen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken sollen.

Was es bedeutet, herabgesetzt und verächtlich gemacht zu werden, hat Emine Aswab schon häufig erlebt. Die 33-jährige Türkin ist mit ihren drei Kindern ins Nähcafé gekommen. Der kleine Mohammed ist gerade mal zehn Wochen alt und schlummert in einem Körbchen. Seine beiden Schwestern sitzen neben Nesrin am Basteltisch und unterhalten sich auf Deutsch. Emine Aswab lebt seit zwei Jahrzehnten in Deutschland. Seit sie 23 ist, trägt sie ein Kopftuch. "Seither bekomme ich immer wieder diskriminierende Bemerkungen zu hören", erzählt sie. "Vorher ist mir das nie passiert - und das verletzt."

Nesrin malt (Foto: DW/A. Allmeling)
Nesrin hat ein Kind mit dunkler Hautfarbe gemaltBild: DW/A.Allmeling

Vorurteilsfreier Ansatz

Ihre beiden Töchter Marwa und Alia sprechen neben Deutsch und Türkisch auch Arabisch, denn ihr Vater stammt aus Marokko. "Ich versuche, meinen Kindern ganz gezielt beizubringen, dass alle dazugehören", sagt Emine Aswab, "egal, welche Hautfarbe sie haben, welche Sprache sie sprechen oder ob sie im Rollstuhl sitzen." Genau diese Haltung wollen Mechthild Kleine-Salgar und Mona Kheir El Din fördern. Als Kind deutsch-ägyptischer Eltern ist Mona Kheir El Din selbst zweisprachig aufgewachsen. "Es ist ein Schatz, wenn man mehr als eine Sprache spricht", sagt sie. "Die Kinder können stolz darauf sein."

Nesrin ist inzwischen fertig mit ihrem Bild. Vater, Mutter und zwei Kinder sind darauf zu sehen, die sich an den Händen halten. Ein Kind hat helle Haut, das andere dunkle. So wie in der Geschichte, die sie vorhin gehört hat - und wie im richtigen Leben.