ESC 2023: Das Finale steht
12. Mai 2023Das zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest war insgesamt ein wenig ruhiger als das erste. Während am Dienstag fast bei jedem Act Party auf der Bühne war, traten am Donnerstag mehr Solokünstlerinnen und -künstler auf, ganz alleine auf der Bühne, ohne Tanz und Pomp, nur getragen durch Lichteffekte und Projektionen auf einer riesigen Leinwand. Aber: Das Publikum möchte offenbar, dass auf der Bühne richtig was los ist.
So hatten es Länder, die eher leise Nummern präsentierten, eher schwer. Ausnahme: Die Sängerin Alika präsentierte für Estland eine Ballade am Flügel - Co-Autor ist der Komponist Wouter Hardy, der maßgeblich am 2019er Siegertitel "Arcade" beteiligt war. Alikas wandelbare Stimme von seidenweich bis kraftvoll wird am Samstag noch einmal im Grand Final zu hören sein.
Für Armenien sang sich Brunette in die Herzen des Publikums. Sie punktete mit einer Ballade, die in Rap mündete und lieferte einen starken Ausdruckstanz - auch ohne Verstärkung auf der Bühne.
Von House bis Ethno
Zypern setzte auf eine typische ESC-Ballade, schmachtend vom jungen Andrew Lambrou vorgetragen, unterstützt durch viel Pyrotechnik - und kam ins Finale.
Gustaph startete für Belgien mit einer zeitlosen Vocalhouse-Nummer und Tanzeinlagen, die in diesem Jahr bei zahlreichen Acts extrem beliebt sind. Auch beim Publikum, das den Belgier am Samstag im Gesamtfinale noch einmal sehen will.
Polen schickte die Sängerin Blanka mit einem typischen Sommersonne-Hit und ein bisschen Britney-Spears-Attitüde ins Rennen. Mit Erfolg, auch sie darf am Samstag mit ihrem Tanzensemble noch einmal antreten.
Ethnopop aus Albanien, traditioneller Gesang und pumpende Trommeln mit Albina und Familja Kemendi - das gefiel dem Publikum ebenfalls.
Indie-Rock und Prog-Rock punkteten
Für Slowenien trat die Band Joker Out auf, ihre Mischung aus Alternative-Pop und Elektro kam so gut an, dass auch sie am Samstag noch einmal aufspielen dürfen.
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Litauen schickte die Sängerin Monika Linkyte. Was als schmachtende Ballade begann, endete in einem mächtigen Popstück mit den ergreifenden Harmonien eines Gospelchors. Auch dieser Song wurde ins Finale gewählt.
Für Österreich sangen und tantzten Teya & Salena ihren gut inszenierten Song über Edgar Allen Poe, den die Halle schon mitsingen konnte - das rot-schwarz-weiße Spektakel schaffte es ebenfalls ins Grand Finale.
Voyager aus Australien brachten am Ende nochmal richtig Krach auf die Bühne; der kraftvolle Progressive Rock-Song klingt fast wie eine Rockoper - würdig fürs Finale. Australien und den ESC verbindet eine 40-jährige Geschichte. Seit 1983 wird der Wettbewerb dort ausgestrahlt. Australien nimmt als assoziiertes EBU-Mitglied seit 2015 auch mit einem eigenen Act am ESC teil. Möglicherweise ist es in diesem Jahr das letzte Mal, denn der Vertrag des australischen Fernsehens mit der EBU (Europäische Rundfunk Union, Veranstalter des ESC) läuft bald aus.
26 Acts im Grand Final
Die erfolgreichen zehn Acts werden neben den anderen zehn aus dem ersten Semifinal am Samstag (13. Mai ab 21.00 Uhr MESZ) gegeneinander antreten. Nicht qualifizieren mussten sich die Künstlerinnen und Künstler aus den sogenannten Big-Five-Ländern England, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland - diese Staaten sind nicht nur die größten Geldgeber der Veranstaltung, sondern steuern auch die meisten Einnahmen durch die TV-Übertragungen bei. Auch der Vorjahressieger Ukraine ist mit dem Duo Tvorchi fürs Finale gesetzt. Aufgrund des russischen Angriffskrieges konnte das Land den Wettbewerb in diesem Jahr nicht ausrichten. Das im vergangenen Jahr zweitplatzierte Vereinigte Königreich ist eingesprungen und veranstaltet den ESC 2023 stellvertretend für die Ukraine.
Gut 11.000 Menschen werden das Grand Finale in der M&S Bank Arena in Liverpool live erleben, Zehntausende werden es bei verschiedenen Public Viewings verfolgen - und weltweit werden etwa 180 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet.
Wiedersehen mit vielen ESC-Stars
Das Rahmenprogramm des Finalabends kann sich sehen lassen: Es gibt nicht nur ein Wiedersehen mit dem Kalush Orchestra, den Vorjahressiegern aus der Ukraine, sondern auch mit viel ESC-Prominenz aus den vergangenen Jahren: Duncan Laurence (Gewinner 2019), die ukrainischen Stars Jamala (Siegerin 2016) und Verka Serduchka (Zweiter 2007) Italiens Mahmood (Zweiter 2019), Israels Netta (Siegerin 2018), und viele weitere.
Auch die deutschen Fans können sich aufs Finale freuen, denn der deutsche Vertreter, die Band Lord Of The Lost, wird aller Voraussicht nach den Fluch des letzten Platzes durchbrechen und hat Chancen auf mindestens einen guten Platz im Mittelfeld.