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Politik

ESC: Drei Albaner, drei Länder

Pandeli Pani
9. Mai 2018

Albanien setzt bei Eurovision auf eine romantische Rock-Ballade. Auch für Italien und Zypern treten albanische Künstler auf. Ihre Lebensläufe erzählen von der Migrationsgeschichte des kleinen Balkan-Landes.

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Eurovision Song Contest - Albaner beim ESC (B. Mujku, eurovison.al)
Eugent Bushpepa (zweiter von rechts) vertritt Albanien beim ESCBild: eurovison.al/DW/B. Mujku

Sie sind alle in Albanien geboren, singen bei Eurovision aber in drei verschiedenen Sprachen, für drei verschiedene Länder: Eugent Bushpepa in seiner Muttersprache für Albanien, Eleni Foureira auf Englisch für Zypern und Ermal Meta auf Italienisch für seine Wahlheimat Italien. Eugent Bushpepa ging unter der Nummer 03 in das Voting für das ESC-Halbfinale und qualifizierte sich direkt dafür. Eleni Foureira hatte es zweimal erfolglos versucht, für Griechenland am ESC teilzunehmen und wurde dieses Jahr von Zypern ins Rennen geschickt - mit dem Song "Fuego". 

An den Lebensläufen der drei Künstler kann man die Umbrüche in der albanischen Gesellschaft nach dem Ende des Kommunismus ablesen: Viele Menschen haben das Land in den 90er Jahren verlassen, genau wie die Familien von Eleni Foureira und Ermal Meta.

Ärger wegen albanischem Doppeladler 

Eleni Foureira, auch bekannt als "Beyonce von Griechenland", wuchs in einfachen Verhältnissen auf und zog mit ihrer Familie nach Athen, damals noch unter dem Namen Entela Fureraj. Wie viele andere albanische Migranten in Griechenland nahm sie einen griechischen Vornamen an und versuchte zunächst, ihre Herkunft zu verschweigen. Ihr erstes Studio-Album landete 2010 auf Platz 1 der griechischen Charts und erreichte Platin-Status. Zwei Jahre lang war sie im Musical "Barbarella" zu sehen. Als 2017 bereits ihr viertes Album "Vasilissa" erschien, bereitete sie den Gerüchten über ihre Herkunft ein Ende und bekannte sich öffentlich zu ihrer albanischen Herkunft. "Ich habe in der Schule erlebt, wie Ausländer diskriminiert wurden. Als ich in meiner Anfangszeit in der Musikbranche den Menschen sagte, dass ich aus Albanien komme, wurde ich auch diskriminiert, daher haben wir zusammen mit meiner Familie beschlossen, die Herkunft zu verschweigen", sagte sie in verschiedenen Zeitungsinterviews. 

Eurovision Song Contest - Albaner beim ESC (B. Mujku, eurovison.al)
Eugent Bushpepa und Eleni Foureira wurden für ihr Doppeladler-Symbol kritisiert​Bild: B. Mujku

In Lissabon posiert sie vor den Kameras mit Eugen Bushpepa. Der albanische Doppeladler, den die beiden auf dem Foto mit ihren Händen bilden, sorgt in den Medien und sozialen Netzwerken in Griechenland für Empörung und Hasskommentare, weil er als Bekenntnis zu "Großalbanien" interpretiert wird. In einem Interview mit der Cyprus Broadcasting Corporation (CyBC) erzählt Eleni Foureira, dass sich junge Griechen fremdenfeindlich geäußert haben. Auf Kommentare wie "Du wurdest berühmt mit den Geldern der Griechen, was soll der Doppeladler?" reagiert Eleni Foureira gelassen: "Alles, was ich erreicht habe, habe ich dank meiner harten Arbeit und Entschlossenheit erreicht."

Ein italienischer Traum 

Auch der Singer-Songwriter Ermal Meta musste für seinen Erfolg hart arbeiten. Als 13-Jähriger ist er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Albanien nach Italien ausgewandert. In Albanien hatte er sich im Fernsehen immer das Sanremo-Festival angesehen und davon geträumt, selbst dort aufzutreten. Sein Traum ging in der neuen Heimat Italien in Erfüllung: Als Mitglied der Bands Ameba 4 und La fame di Camilla nimmt er 2006 und 2010 am Newcomer-Wettbewerb des Sanremo-Festivals teil. Seit 2013 ist er allein unterwegs und arbeitet vor allem als Komponist für bekannte italienische Künstler. Mit dem Song "Odio le favole" gewinnt er als Solo-Künstler 2016 den dritten Preis des Newcomer-Wettbewerbs von Sanremo.

Eurovision Song Contest - Albaner beim ESC (B. Mujku, eurovison.al)
Ermal Meta träumte schon als Kind vom großen Auftritt beim Sanremo-Festival in Italien Bild: eurovison.al/DW/B. Mujku

Ein Jahr später ist er sogar noch erfolgreicher: Mit dem Song "Vietato morire" gewinnt er den dritten Preis im Hauptwettbewerb von Sanremo und den Kritikerpreis "Mia Martini". Ermal Meta hat bislang drei Solo-Alben herausgebracht. Mit "Non mi avete fatto niente" ("Ihr habt mir nichts angetan") gewannen Ermal Meta und Fabrizio Moro in diesem Jahr den ersten Preis des Sanremo-Festivals. Mit diesem Song vertreten sie Italien auf dem ESC - er erinnert an die Opfer der jüngsten Anschläge in Europa und ist ein Plädoyer gegen Krieg und Terror.

Erfolgreicher Rocker aus Tirana 

Auch Eugent Bushpepa ging nach seinem Schulabschluss nach Italien, wo er ein Medizinstudium begann, später kehrte er aber nach Albanien zurück. Aus Sehnsucht nach seiner Freundin schrieb er die Rock-Ballade "Mall" ("Sehnsucht"), mit der er Albanien auf dem ESC vertritt. 2007 erlebte der Sänger aus dem kleinen Ort Rrëshen nach mehreren Konzerten in Albanien einen ganz besonderen Höhepunkt: Er spielte mit seiner Band als Eröffnung eines Konzerts von Deep Purple. Immer wieder kommen Anfragen von internationalen Superstars - vor allem die Musiker von Guns N'Roses schätzen ihn. 2014 nimmt ihn die Band Darkology auf ihre Tour mit. Eugent Bushpepas Eurovision-Song "Mall" klingt vielleicht weniger rockig als die Songs von Guns N'Roses. Aber von seinen Tattoos sind alle Kommentatoren und Zuschauer schon jetzt begeistert.