Ribéry: Neuer Rekordmeister der Bundesliga
18. Mai 2019Beim deutschen Rekordmeister einen neuen Rekord aufzustellen, ist schon eine Herausforderung. Franck Ribéry hat sie nun gemeistert: Er darf sich zum neunten Mal Deutscher Meister nennen, eine neue Rekordmarke - für den Klub und die gesamte Bundesliga. Er lässt damit die prominenten Kollegen Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Oliver Kahn und Mehmet Scholl (alle acht Meistertitel) hinter sich. Auch für Ribérys Mitspieler und Freund Arjen Robben war es das achte Mal. "Das ist unglaublich, das ist historisch", sagte der Franzose, inzwischen 36 Jahre alt, bereits bevor die Meisterschaftsentscheidung gefallen war.
Es gilt aber nicht nur den neunten Titel und den Bundesliga-Rekord, sondern auch Ribérys Abschied zu feiern: Nach zwölf Jahren verlässt der Flügelspieler den FC Bayern. Obwohl diese Entscheidung vorauszusehen war, sei das Gespräch, indem die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß ihn kürzlich über das Ende nach dieser Saison informierten, "schwer" gewesen.
Tränen zum Abschied
Am Ende vergoss Ribéry Tränen der Rührung. Sein letzter Bundesliga-Auftritt in München für die Bayern verlief wie nach Drehbuch. In der 61. Minute wechselte Trainer Kovac den Altstar aus Frankreich ein. Die Zuschauer erhoben sich von den Plätzen. Elf Minuten später tanzte Ribéry drei Frankfurter Gegenspieler aus und lupfte den Ball über Eintracht-Torwart Trapp hinweg ins Netz. Es war sein 86. Treffer für die Bayern im 273. Bundesligaspiel. Ribéry riss sich anschließend das Trikot vom Leib und scherzte mit dem Schiedsrichter über die Gelbe Karte, die er dafür erhielt. Nach dem Abpfiff bedankte sich der Franzose bei den Fans: "Es war eine tolle Zeit."
Tricks, Tore, Streiche
Als der Profi mit den tiefen Narben auf der rechten Wange im Sommer 2007 für 24 Millionen Euro von Olympique Marseille zum FCB kam, ahnten er selbst und auch der damalige Manager Uli Hoeneß nicht die Bedeutung des Transfers. "Da dachte er, jetzt mache ich zwei, drei Jahre hier, und dann ruft Real Madrid oder so etwas", erinnerte sich der heutige Bayern-Präsident. Doch zusammen mit Arjen Robben, der die Bayern ebenfalls verlässt, "prägten sie die erfolgreichste Dekade des FC Bayern mit fantastischem Fußball“, so Vorstandschef Rummenigge:
Neben seinen neun Meisterschaften gewann Ribéry fünfmal den DFB-Pokal - nächstes Wochenende könnte der sechste hinzukommen - einmal die FIFA-Klub-WM und 2013 die Champions League. Bei jedem Heimspiel hallen "Ribéry, Ribéry"-Sprechchöre durch das Stadion. "Sie rufen in fast jedem Spiel meinen Namen, aber es ist immer ein schöner Moment. Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich immer etwas für meine Fans machen." Die Anhänger lieben seine Tricks, seine Tore und seine Streiche: Einmal kippte er vom Dach des Klubhauses einen Eimer Wasser über den Kopf von Oliver Kahn, ein anderes Mal zog er Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus vor einem Freistoß die Schnürsenkel auf. Die Unparteiische nahm es gelassen und lachte über den Scherz. Ribéry grinste, nahm Anlauf und verwandelte den Freistoß.
Dafür verziehen ihm die Fans und der Klub den einen oder anderen Fehltritt: seine Affäre mit einer minderjährige Prostituierten, seinen Faustschlag gegen Robben in der Kabine im Champions-League-Halbfinale 2012, seine Ohrfeige gegen einen TV-Journalisten nach der Niederlage gegen den BVB Ende des vergangenen Jahres. Seine unflätige Reaktion auf die Kritik an seinem Goldsteak-Dinner. Die Liste ist lang, aber der FC Bayern stand immer hinter ihm. "Es gab in meiner Karriere und meinem Leben Situationen, die schwer waren. Der Klub und die Fans waren immer bei mir, und das werde ich nicht vergessen", sagte Ribéry.
Rückkehr in ein, zwei Jahren
Für ihn und auch Robben stehen noch das DFB-Pokalfinale am 25. Mai gegen RB Leipzig als letzte Aufgabe für die Bayern auf dem Programm. Einen Tag später werden sie sich vom Balkon des Münchener Rathauses bei der Meisterschaftsfeier von den Fans verabschieden - möglicherweise sogar mit dem Double.
Schluss mit Kicken ist für Ribéry dann noch nicht: "Ich weiß, dass ich noch Fußball spielen will, ich weiß nicht wo", sagte er der DW. Katar und Australien gelten als mögliche Ziele.
Fest dagegen steht: "Ich komme zu hundert Prozent zurück nach München. Wir haben ein schönes Haus hier, die Leute kennen mich." Und sie lieben ihn. So meint sein Ziehvater Hoeneß: "Wir werden sicherlich versuchen, eine Beschäftigung für ihn zu finden, die seinen Verdiensten gerecht wird."
sw/asz (dpa, sid)