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Politik

Bundeswehr soll in Afrika kämpfen dürfen

29. Dezember 2019

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hat sich dafür ausgesprochen, dass die rund 1100 Bundeswehr-Soldaten in Afrika künftig auch in den Kampfeinsatz geschickt werden. Die Mehrheit der Deutschen hat jedoch Bedenken.

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Bundeswehr in Mali | Deutsche Bundeswehr Soldaten im Camp Castor in Gao
Bald im Kampf? Deutsche Bundeswehr Soldaten im Camp Castor in Gao, MaliBild: Imago/photothek/T. Imo

Das französische Militär sei in der Sahel-Zone jetzt schon "mit einem viel robusteren Auftrag in der südlichen Sahara unterwegs", sagte die CDU-Politikerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Diesen erfülle Frankreich, damit die Bundeswehr und zivile Organisationen dort in Sicherheit etwas aufbauen könnten.

Die Partner Deutschlands in Amerika und in Europa fragten aber mittlerweile, ob es bei dieser Arbeitsteilung bleiben könne. Deutschland dürfe sich in dieser Region nicht wegducken. Deutschland werde sich überlegen müssen, "ob wir in unserem eigenen Interesse an Ort und Stelle für Stabilität sorgen wollen, und ob die Bundeswehr hier nicht an der Seite unserer Verbündeten ein robusteres Ausbildungsmandat braucht". Heißt: Bundeswehrsoldaten sollen sich an Kampfeinsätzen an der Seite Frankreichs beteiligen.

Afghanistan l Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer trifft Präsident Ghani
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer will mehr Engagement in AfrikaBild: picture-alliance/dpa/R. Gul

In der Sahelzone entstehe gerade eine große Drehscheibe für Terrorismus, für organisierte Kriminalität, für Migration und Menschenhandel. Sie selbst wolle sich gar nicht vorstellen, was Untätigkeit für Folgen haben könne: "Dann müsste man letztlich um ganz Europa Mauern und Stacheldraht legen", so Kramp-karrenbauer.

Frankreich kämpft in Mali und weiteren Ländern der Sahelzone mit der Truppe "Barkhane" gegen islamistische Terroristen. Ihr gehören etwa 4500 Soldaten an. Das französische Kontingent ist ausdrücklich mit dem Ziel eingesetzt, islamistische Terrorgruppen zu bekämpfen. Im Mandat des Bundestags ist die Teilnahme an Operationen zur Terrorismusbekämpfung dagegen nicht erfasst. Vor kurzem war bekannt geworden, dass die Bundesregierung die Bitten Frankreichs um eine Beteiligung an einem Einsatz europäischer Spezialeinheiten für den Kampf gegen Islamisten in Mali bereits zwei Mal abgelehnt hat.

Düsteres Bild der Sicherheitslage

Paris habe in Deutschland und bei anderen europäischer Staaten wegen Unterstützung für den Aufbau einer internationalen Spezialkräfteeinheit ("Combined Joint Special Operations Task Force") angefragt, teilte das Verteidigungsministerium auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion weiter mit.

In dem als Verschlusssache eingestuften Papier zog das Ministerium bereits eine düstere Bilanz der Sicherheitslage in der Sahel-Region. Die Bedrohungslage sei durch dschihadistische Gruppierungen und organisierte Kriminalität geprägt. Dschihadisten hätten weitgehende Bewegungsfreiheit und könnten uneingeschränkt agieren.

Mali Bundeswehreinsatz Symbolbild
Bundeswehrpatrouille in MaliBild: Getty Images/A. Koerner

Die Bundeswehr-Soldaten in Mali sind Teil der bislang weitgehend wirkungslosen UN-Mission zur Stabilisierung des Landes (MINUSMA) sowie der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali. In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv.

Einer Umfrage zufolge sind 55 Prozent der Deutschen gegen einen stärkeren Einsatz der Bundeswehr zur Lösung außenpolitischer Herausforderungen. Nur 27 Prozent sprachen sich in einer YouGov-Umfrage im Auftrag der "Welt am Sonntag" dafür aus.

Auch Frankreich skeptisch

Die Franzosen selbst erwarten allerdings keinen baldigen Erfolg gegen den Terrorismus im Sahel. Der Chef des französischen Generalstabs, François Lecointre, sagte jüngst in Mali, es werde keine siegreiche Schlacht mit anschließender Parade auf den Champs-Élysées geben. "Wir sind hier, um unsere Sicherheit in den kommenden 30 Jahren zu sichern", sagte Lecointre dem Nachrichtensender France Info.

cgn/djo (afp, dpa, rtr)