Tonga schickt Rettungsteams in Tsunami-Gebiet
19. Januar 2022"Der Evakuierungsprozess hat begonnen", teilte die Regierung des Pazifikstaats mit. Demnach sollen Rettungskräfte nun Bewohner der Tsunami-Gebiete in Sicherheit bringen. Zudem wurden Schiffe mit medizinischem Personal, Vorräten und Zelten entsandt. Die Regierung von Tongabestätigte UN-Angaben, wonach eine bis zu 15 Meter hohe Welle auf die Westküste mehrerer Inseln traf, darunter die Hauptinsel Tongatapu.
Auf der Insel Mango, wo rund 50 Menschen wohnen, seien alle Häuser zerstört worden. Auf Fonoifua stünden nur noch zwei Häuser und die Insel Namuka sei stark beschädigt worden, hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Siaosi Sovaleni. "Die Leute sind in Panik, sie rennen herum und sind verletzt. Viele Überlebende müssen in Behelfsunterkünften schlafen.
Auf der Insel Atata mit ihren rund 100 Bewohnern seien zahlreiche Gebäude verschwunden. "Die Welle ist offenbar einmal komplett über Atata hinweggerollt." Atata und Mango liegen rund 50 und 70 Kilometer von dem Untersee-Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai entfernt, der am Samstag ausgebrochen war.
Drei Todesopfer
Bisher bestätigten die Behörden drei Todesopfer des Unglücks. Dazu gehört eine 50-jährige Britin, die in Tonga eine Hilfsorganisation für Straßenhunde betrieb. Sie sei von der Flutwelle mitgerissen worden, während ihr Mann sich an einem Baum klammern konnte, sagte ihr Bruder der britischen Zeitung "Guardian". Zudem starben eine 65-Jährige auf der Insel Mango und ein 49-Jähriger auf Nomuka. Nach Angaben der Regierung erlitten mehrere Personen Verletzungen.
Wegen eines beschädigten Untersee-Kabels ist Tonga weiterhin weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Die Kommunikation läuft über Satellitentelefone. Hilfsflüge können vorerst nicht in Tonga landen, weil die Landebahn des Flughafens mit einer Ascheschicht bedeckt ist. Zudem verhinderten starke Ascheregen jegliche Hilfsflüge, erklärte der australische Minister für die Pazifikinseln, Zed Seselja. Die Landebahn des Hauptflughafens werde derzeit von Hand freigeräumt. Frühestens am Mittwoch könne dort wieder gestartet und gelandet werden.
Zugang zu Trinkwasser
Während das Ausmaß der Schäden nach dem Seebeben und dem Tsunami langsam sichtbar wird, betonte der Koordinator des Gesundheitsclusters der Weltgesundheitsorganisation für die Pazifikregion, Sean Casey, dass der Zugang zu sauberem Wasser eine der größten Herausforderungen für die Menschen auf Tonga ist. "Das ganze Land ist mit Asche bedeckt, die die Wasservorräte verseucht. Der dringendste Bedarf für die gesamte Bevölkerung ist der Zugang zu Wasser, und für einige Gemeinden geht es um Unterkünfte und Wiederaufbau", sagte Casey der Deutschen Welle.
Auch die Kommunikation hat sich demnach aufgrund des beschädigten Unterseekabels als große Herausforderung erwiesen. "Wir haben im Moment nur sehr wenig Kommunikation mit Tonga. Das Internetkabel wurde gekappt und Auslandsgespräche sind unmöglich. Wir sind daher vollständig auf die Satellitenkommunikation angewiesen, die im Moment sehr lückenhaft und schwierig ist", erklärte Casey weiter.
Die Betreiberfirma rechnet mit mindestens vier Wochen Reparaturzeit für das Kabel. Es sei an zwei Stellen beschädigt - darunter auch in der Nähe des Vulkans.
Hilfsschiffe aus Neuseeland
Von Neuseeland aus starteten zwei Schiffe mit Trinkwasser, Rettungsteams und einem Helikopter nach Tonga. Auch Australien will Flugzeuge und Schiffe schicken. Der Ascheregen und die Zerstörung der Kommunikationsnetze machten Hilfslieferungen sehr schwierig, sagte die australische Außenministerin Marise Payne.
Die Regierung von Tonga hat auch Angst, dass durch die Hilfslieferungen das Coronavirus eingeschleppt werden könnte. Bislang war der kleine Pazifikstaat bis auf einen einzelnen Fall coronafrei. Jede Lieferung, die nach Tonga geschickt werde, soll unter Quarantäne gestellt werden. Der Vize-Botschafter von Tonga in Australien, Curtis Tu'ihalangingie sagte, dass kein ausländisches Personal die Flugzeuge verlassen dürfe.
Tsunamiwellen bis nach Peru
Der Vulkanausbruch am Samstag war einer der schwersten seit Jahrzehnten und noch im weit entfernten Alaska messbar. In weitem Umkreis im Pazifik gingen Asche und saurer Regen nieder. Die Eruption führte zu Tsunamiwellen, die noch an weit entfernten Küsten von Japan bis in die USA messbar waren. Im mehr als 10.000 Kilometer entfernten Peru ertranken zwei Frauen durch ungewöhnlich hohe Wellen.
Satellitenbilder vom Sonntag zeigten, dass der Krater von Hunga Tonga-Hunga Ha'apai kollabiert ist. Die Insel habe einen beträchtlichen Teil ihrer ursprünglichen Fläche verloren, hieß es aus dem UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA). Tonga mit seinen rund 105.000 Bewohnern liegt 2400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, nach Peru sind es rund 10.700 Kilometer. Von den 176 Inseln, die zu Tonga gehören, sind 36 bewohnt.
kle/ehl (afp, rtr, dpa, DW)