VW: Elektrisch in Ruanda
29. Oktober 2019Mit einer Flotte von e-Golfs startet Volkswagen sein erstes E-Mobilitäts-Projekt in Afrika. Bei der Vorstellung des Projekts "Moving Rwanda" am Dienstag in Ruandas Hauptstadt Kigali betonte Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), der auch VW-Aufsichtsratsmitglied ist: "Volkswagen zeigt mit seinem Engagement in Ostafrika echten Pioniergeist."
Der afrikanische Staat sei ideal für den Start in die E-Mobilität. "Ruanda ist ein aufstrebender, dynamischer Staat, der wirtschaftliches Wachstum und Ressourcenschonung konsequent verbindet", betonte Althusmann, der in Kigali seine Ostafrika-Reise durch Ruanda, Uganda und Kenia antrat.
Erst vier, dann 50
Während der Pilotphase wird es zunächst vier e-Golf geben, die sich eine Ladestation in Kigali teilen. Geplant ist, die Zahl der Autos auf 50 und die der Ladestationen auf 15 zu erhöhen.
Die Ladesäulen-Infrastruktur wird von Siemens aufgebaut. Zunächst sollen die Fahrzeuge vom Volkswagen-eigenen Mobilitätsdienst genutzt werden.
Volkswagen sieht sein Engagement in Ruanda und anderen afrikanischen Staaten als eine Art Türöffner für den geplanten afrikanischen Binnenmarkt mit 1,2 Milliarden Menschen.
"In Ruanda gibt es den politischen Willen, die Industrialisierung voranzutreiben und Jobs zu schaffen für die junge Bevölkerung", sagte Thomas Schäfer, Geschäftsführer von Volkswagen South Africa, der Deutschen Welle. "Mit seinen elf Millionen Einwohnern ist Ruanda nicht das größte Land, aber wir können hier einiges lernen und später in Ländern wie Ghana oder Äthiopien in einem größeren Maßstab umsetzen."
"Afrikas Jugend braucht nachhaltige Arbeitsplätze und bessere Zukunftsaussichten in der Heimat", sagte der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller bei der Projektvorstellung in Kigali. "Initiativen wie 'Moving Rwanda' sind ein weiterer Schritt, den Marshallplan mit Afrika umzusetzen."
Als "Marshallplan mit Afrika" bezeichnet Müllers Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seine Initiative, die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika fördern. So will die Bundesregierung dazu beitragen, dass weniger Menschen aus Afrika nach Europa fliehen.
"Wie damals beim Mobilfunk"
VW-Manager Schäfer sagte, es gebe zahlreiche Gründe, warum sich die Automobilwirtschaft in Afrika bisher kaum entwickelt habe. Einer der Gründe sei schlechter Treibstoff. "Das Benzin, das in Afrika meist verkauft wird, ist von geringer Qualität, moderne Motoren kommen damit nicht zurecht", so Schäfer. "Mit Elektromobilität lässt sich das Problem umgehen, denn die laufen mit jeder Art von Strom."
Gleichzeitig könne in Afrika dank der vielen Sonnenstunden mit Solartechnik viel Strom erzeugt werden. "Ich glaube, es kann bei den Autos genau so laufen wie damals bei der Telefonie", so Schäfer. "Weil es früher in Afrika kaum Festnetzverbindungen gab, verlief der Durchbruch der Mobiltelefonie hier umso schneller."
In Ruanda baut VW seit dem vergangenen Jahr in einer eigenen Fabrik Autos. Als bisher größter Standort der Wolfsburger auf dem Kontinent gilt das Volkswagenwerk nahe der südafrikanischen Hafenstadt Port Elizabeth, wo im Vorjahr rund 125.000 Fahrzeuge produziert wurden. Für das laufende Jahr erwartet Volkswagen dort eine Produktion von 162.000 Fahrzeugen. Das Werk baut für den Export wie auch den heimischen Markt diverse Polo-Versionen. Nach eigenen Angaben hat VW in Südafrika einen Marktanteil von 20 Prozent.
bea/iw (dpa, DW)