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Terrorismus

Islamistische Angriffe in Frankreich seit 2015

Uta Steinwehr
31. Oktober 2020

Drei mutmaßlich islamistisch motivierte Angriffe binnen weniger Wochen - das ist die traurige Bilanz in Frankreich. In den vergangenen Jahren war das Land mehrfach Ziel solcher Anschläge. Die Liste ist erschreckend lang.

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Frankreich Cafe A La Bonne Biere Trauer nach den Anschlägen von Paris
Bild: Getty Images/AFP/K. Tribouillard

7. bis 9. Januar 2015: Angriff auf Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt

Innerhalb von drei Tagen töteten drei Attentäter 17 Menschen. Zwei Männer mit Automatikwaffen stürmten die Büros des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris. Anlass für den Angriff war die Veröffentlichung einer Karikatur des Propheten Mohammed. Ein weiterer Angreifer nimmt Geiseln in einem jüdischen Supermarkt. Die Polizei tötete alle drei Täter. Sie hatten ihre Verbundenheit zum sogenannten "Islamischen Staat" (IS) und der Terrorgruppe Al-Kaida beschworen.

26. Juni 2015: Enthauptung und Explosion

Ein Mann enthauptete bei Lyon seinen Chef. Den abgetrennten Kopf fanden die Polizisten am Zaun einer Industrieanlage - daneben zwei Fahnen, auf denen das muslimische Glaubensbekenntnis aufgedruckt war. Der Täter versuchte auch, eine Fabrik in die Luft zu sprengen, indem er Gasflaschen mit seinem Auto rammte. Es kam zu einer kleineren Explosion, bei der zwei Personen verletzt wurden. Die französischen Behörden sahen eine Verbindung zum IS. Der mutmaßliche Attentäter bestritt einen islamistischen Hintergrund. Im Gefängnis beging er Selbstmord.

21. August 2015: Angriff in einem Schnellzug

Der versuchte Anschlag in einem Thalys-Zug scheiterte, weil vier Passagiere den Angreifer überwältigten. Drei Menschen wurden verletzt. Der Täter war bei den Sicherheitsbehörden für Verbindungen zum radikalen Islam bekannt. Im Dezember 2016 gestand er, auf Anweisung des islamischen Extremisten Abdelhamid Abaaoud gehandelt zu haben, einer Schlüsselfigur der Anschläge in Paris vom November 2015.

Blumenmeer vor dem Bataclan
Blumenmeer vor dem Bataclan: Das Entsetzen nach den Terroranschlägen vom 13. November 2015 ist großBild: picture-alliance/dpa

13. November 2015: Die Terroranschläge in Paris

An mehreren Orten in Paris und der Vorstadt Saint-Denis gab es am Abend und in der Nacht verschiedene koordinierte Angriffe. 130 Menschen starben durch Selbstmordattentäter und Massenschießereien, darunter in der Nähe des Nationalstadions und bei einem Konzert im Bataclan. Hunderte Menschen wurden verletzt. Der IS reklamierte die Verantwortung für sich.

13. Juni 2016: Mord an Polizistenpaar

Ein Mann erstach in Magnanville westlich von Paris einen Polizisten und verschanzte sich in dessen Haus. Dort wurde später auch die Lebensgefährtin des Opfers tot aufgefunden. Die Polizei erschoss den Täter, der sich zuvor zur Terrormiliz IS bekannt hatte.

14. Juli 2016: Anschlag mit einem LKW in Nizza

Ein Attentäter steuerte einen LKW gezielt in eine Menschenmenge, die sich an der Seepromenade versammelt hatte, um sich das Feuerwerk zum Nationalfeiertag anzusehen. Bevor der Fahrer erschossen wurde, tötete er 86 Menschen. Mehr als 400 Personen wurden verletzt. Auch für diesen Anschlag reklamierte der IS die Verantwortung.

26. Juli 2016: Mord an einem Priester

Zwei junge Erwachsene drangen in Saint-Etienne-du-Rouvray in der Normandie während eines Gottesdienstes in eine Kirche ein und schneiden dem 85-jährigen Priester die Kehle durch. Beide Täter wurden von der Polizei getötet. Der IS veröffentlichte ein Video, in dem die beiden sich zur Terrororganisation bekennen. 

Frankreich Muslimischer Anbeter vor der Saint-Etienne-du-Rouvray
Muslime nehmen nach der Tat in Saint-Etienne-du-Rouvray an christlichen Gottesdiensten Teil, um Solidarität zu zeigenBild: picture-alliance/dpa/C. Petit Tesson

3. Februar 2017: Angriff am Louvre

Soldaten verletzten einen Mann schwer, der in der Nähe des Pariser Kunstmuseums mit Macheten auf sie zu rannte. Nach Angaben des Staatsanwalts schrie er dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Über Twitter soll er Botschaften mit radikalislamischen Bezug verbreitet haben. Einer der Soldaten wurde leicht verletzt.

18. März 2017: Schlimmeres vereitelt

Ein Mann verwundete einen Polizisten mit einer Schrotpistole. Einige Stunden später griff er Soldaten am Pariser Flughafen Orly an. Er schrie, er wolle töten und für Allah sterben. Der Angreifer wurde erschossen, nachdem er versuchte, einer Soldatin die Waffe zu entreißen. Die Staatsanwaltschaft ging von einem terroristischen Motiv aus. Er habe bereits bei einem früheren Gefängnisaufenthalt Anzeichen einer Radikalisierung gezeigt.

20. April 2017: Schießerei auf den Champs-Élysées

Ein Bewaffneter eröffnete auf dem Pariser Prachtboulevard das Feuer auf Polizisten. Er tötete einen von ihnen und verletzte weitere Personen, bevor er selbst erschossen wurde. Bei dem toten Angreifer fand sich ein Schreiben mit Bezug zum IS. Die Dschihadistenmiliz reklamierte die Attacke für sich.

1. Juni 2017: Angriff vor Notre-Dame

Vor der Kathedrale in Paris schlug ein Angreifer mit einem Hammer auf eine Polizeipatrouille ein. Ein Beamter wurde verletzt. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stießen die Ermittler auf ein Video, in dem der Täter einen Eid auf den IS geschworen hat. Im Oktober 2020 wurde er zu 28 Jahren Haft verurteilt. Laut Medienberichten zeigte der Mann während des Prozesses keine Reue.

19. Juni 2017: Wieder Angriff auf den Champs-Élysées

Ein bewaffneter Mann rammte auf den Champs-Élysées ein Polizeifahrzeug. Der Fahrer des Autos stirbt, auch der Angreifer wird getötet. Er war den Behörden seit 2015 als radikaler Islamist bekannt. Trotzdem besaß er als Sportschütze einen Waffenschein. Nach Behördenangaben bekannte sich der Angreifer in einem Abschiedsschreiben zum IS. Die Terrormiliz übernahm die Verantwortung für den Angriff.

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1. Oktober 2017: Angriff am Bahnhof von Marseille

Ein Mann erstach zwei Frauen am Hauptbahnhof von Marseille. Soldaten erschossen den Angreifer. Wieder beanspruchte der IS die Tat für sich. Die Dschihadisten nannten den Angreifer einen "ihrer Soldaten". Der französischen Polizei war der Attentäter zuvor nur wegen kleinkrimineller Delikte aufgefallen.

23. März 2018: Geiselnahme in Trèbes

Insgesamt vier Menschen tötete ein Angreifer in Südfrankreich, darunter einen Polizisten, der sich gegen Geiseln in einem Supermarkt eintauschen ließ. Er wurde angeschossen und erlag seinen Verletzungen. Der Polizei zufolge soll der Angreifer die Freilassung des einzigen überlebenden Attentäters der Anschläge von Paris im November 2015 verlangt haben. Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins sagte, der Angreifer sei wegen seiner Verbindungen zur Salafisten-Szene in einer Datei mit mutmaßlichen islamistischen Gefährdern geführt worden. Der Geiselnehmer wurde erschossen.

12. Mai 2018: Messerangriff in Paris

Mit einem Messer ging ein Mann auf Passanten im Zentrum der Hauptstadt los. Er tötete einen Mann und verletzte vier weitere Personen. Die Polizei erschoss den Täter. Den Behörden war er offenbar als extremistischer Gefährder bekannt. Der "Islamische Staat" reklamierte den Angriff für sich.

11. Dezember 2018: Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Straßburg

Fünf Menschen wurden durch die Schüsse des Angreifers getötet. Der mutmaßliche Attentäter wurde zwei Tage nach dem Anschlag erschossen. Es gibt mehrere Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund. Der Vater sagte, sein Sohn habe an IS-Propaganda geglaubt.

Straßburg Weihnachtsmarkt nach Anschlag
Starke Polizeipräsenz nach der Wiedereröffnung des Weihnachtsmarktes in StraßburgBild: Patrick Hertzog/AFP/Getty Images

3. Oktober 2019: Polizeiangestellter greift an

Ein zum Islam konvertierter Mitarbeiter der französischen Polizei erstach in Paris vier Kollegen, bevor er erschossen wurde. Der Mann hatte Kontakt zu radikalen Salafisten. Einem Kollegen gegenüber äußerte er sich positiv zum Attentat auf das Satiremagazin Charlie Hebdo im Januar 2015

4. April 2020: Messerangriff in Romans-sur-Isère

In der Kleinstadt südlich von Lyon tötete ein Mann zwei Menschen, fünf weitere wurden verletzt. Augenzeugen zufolge rief er bei den Taten "Allahu Akbar". Es wird wegen Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit einer kriminellen, terroristischen Vereinigung ermittelt. Wie sich zeigt, ist er ein anerkannter Flüchtling. Die Polizei findet handschriftliche Dokumente, in denen er sich beschwert, nun in einem Land von Ungläubigen zu leben. 

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25. September 2020: Messerangriff vor dem Charlie-Hebdo-Büro

Zwei Menschen wurden unweit der Redaktion verletzt. Seit das Satiremagazin Anfang September erneut Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hat, werden die Blattmacher wieder massiv bedroht. Der Hauptverdächtige legte ein Geständnis ab. Nach Angaben des Terror-Staatsanwaltes wollte er die Redaktionsräume in Brand stecken.

16. Oktober 2020: Enthauptung wegen Karikaturen

Der Geschichtslehrer Samuel Paty wurde in einem Pariser Vorort getötet und seine Leiche enthauptet aufgefunden. Er hatte im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt. Der 18-jährige Angreifer wurde von der Polizei erschossen.

29. Oktober 2020: Angriff in Nizza

Bei einer Messerattacke in einer Kirche wurden mindestens drei Menschen getötet. Mehrere Personen sind verletzt. Die Polizei nimmt den mutmaßlichen Täter fest. Er sei nicht als Terrorverdächtiger bekannt gewesen. Die Morde werden als islamistischer Terror eingestuft, weil der Tunesier beim Eintreffen der Polizei "Allahu Akbar" gerufen haben soll.

Mitarbeit: Cristina Burack, Angelika Gruber